Hey Veganer, eure Ersatzprodukte sind chemisch und ungesund!

Transkript

Die Natur hat schätzungsweise 350 000 Pflanzenarten hervorgebracht, 50 000 davon sind essbar.
Bei den Kulturpflanzen gibt es allein 30.000 Sorten Mais und 100.000 Sorten Reis.
Aber für viele Kritiker des Veganismus scheint sich die Auswahl an veganen Nahrungsmitteln auf Salat und „künstlich nachgebaute vegane Wurst aus dem Chemiebaukasten“ zu beschränken. Letzteres wird dann regelmäßig als Beleg dafür angeführt, dass veganes Essen unnatürlich, ungesund und rein chemisch ist.

Schauen wir uns erst mal die Zutatenliste eines veganen Nahrungsmittels an:
Hydroxylsäure, Pflanzenöl, Zellulose, Fructose, Glucose, Saccharose, Sorbit, Stärke, Carotine, Tocopherol (E306) Riboflavin (E101), Ascorbinsäure (E300), Stearinsäure (E570), 2-Hydroxybernsteinsäure (E296), Nicotinamid, Pantothensäure, Biotin, Folsäure, Palmitinsäure, Ölsäure, Linolsäure, Oxalsäure, Salicylsäure, Purin, Sodium, Kalium, Mangan, Phosphor. Chlorid, Farbstoffe, Antioxidantien und Aromen: darunter Ethyl-2-methylbutyrat, Ethylbutyrat, 2-Methylbutylacetat, Butylacetat und Hexylacetat.

(Apfel!)

Es ist völlig richtig, dass vegane Ersatzprodukte komplett chemisch sind. Aber es gibt noch etwas das chemisch ist.ALLES! Alles ist chemisch. Alle Materie ist Chemie. Chemikalien sind nicht grundsätzlich gut oder schlecht. Einige meiner besten Freunde bestehen aus Chemikalien. Chemisch ist NICHT das Gegenteil von natürlich. Und „natürlich“ bedeutet nicht automatisch „gesund“.
Natürliche Stoffe sind Arsen, Uran und Schlangengift. Die krebserregendste bekannte Substanz ist Aflatoxin B1. Die wird durch Schimmelpelz Aspergillus Flavus produziert und sie ist komplett natürlich. Es gilt sogar als wahrscheinlich, dass diese Schimmelpilzgifte die Ursache für den so genannten „Fluch des Pharao“ darstellen, wo es einige Jahre nach der Öffnung des Grabes des Tutanchamun im Tal der Könige im Jahr 1922 gehäufte und unerklärliche Todesfälle bei den beteiligten Menschen gab.

Richtig natürlich ist Nahrung mit Giften, Keimen, Verschmutzungen und Parasiten.
Und andersrum heißt unnatürlich daher auch nicht automatisch ungesund. Man kann grob in natürliche und synthetische Chemie unterteilen, wenn man das will. Aber das sagt pauschal noch nichts darüber aus, was davon in irgend einer Hinsicht besser ist. -auch wenn die Werbung gern etwas anderes suggeriert. Dazu muss man aber noch andere Kriterien anlegen.

Ja, so ein Apfel ist voller gefährlich klingender Stoffe. Nehmen wir beispielsweise die darin enthaltene Hydroxylsäure… Die ist auch bekannt als Hydrogenhydroxid, Dihydrogenether oder landläufig als … Wasser. Nur weil man etwas nicht aussprechen kann und es gruselig klingt, ist es noch nicht ungesund.

Die allermeisten unserer heutigen Lebensmittel sind Kulturzüchtungen. Die sind auch nicht mehr besonders natürlich. Und meistens ist das sogar sehr gut so, weil sie mehr Nährstoffe enthalten als ihre natürlichen Vorfahren. Fett oder Zucker in Maßen sind auch nicht unbedingt schlecht. Aber wir leben nicht mehr wie unsere Vorfahren welche quasi ständig ums Überleben kämpfen mussten und deshalb alles was sie an Kalorien bekommen konnten gierig mitgenommen haben. Da war das etwas Gutes ,weil man unter den damaligen Umständen kaum die Chance hatte davon irgendwie zu viel zu bekommen. Heute konsumieren wir diese aber ohne Anstrengung, oft im Übermaß und in konzentrierter Form. Und das ist bei manchen Dingen schlecht. Manche unserer vermeintlich künstlichen Nahrungsmittel sind deutlich besser und gesünder als vieles was man in der Natur so findet. Und andere sind es nicht.
Unsere Sensoren sind teilweise auf völlig andere Umstände kalibriert, Umstände wie ständiger Nahrungsmangel, katastrophale Hygiene, Bedrohung durch Fressfeinde, an allerlei unschönen Sachen qualvoll zu sterben und vieles mehr. Es ist super, dass wir vieles davon eliminiert haben aber deshalb kann man sich eben auch nicht mehr nur ausschließlich auf sein Bauchgefühl und seine Instinkte verlassen, sondern muss auch das Hirn benutzen. Und wenn das Hirn einigermaßen Bescheid weiß, dann sollte es einem sagen, dass eine Schwarz-Weiß-Einteilung in natürlich und „chemisch“ als Kriterium für gut oder schlecht nicht ausreicht.
Sicherlich werden bei vielen Nahrungsmitteln heute leider eher der Geschmack als die gesundheitlichen Aspekte optimiert. Aber wenn man die Dinge dann nur nach Geschmack aussucht und kauft, sollte man sich auch nicht beschweren dass es nicht unbedingt die gesündesten sind.

Es gibt wohl kaum einen Menschen, der beim Einkaufen ausschließlich auf den gesundheitlichen Aspekt achtet.
Und wenn die WHO erklärt, dass Fleisch krebserregend ist, dann reagieren die meisten Menschen trotzig und geben zu Protokoll dass eh alles krebserregend und ungesund ist und dass sie darauf gar nichts geben und weiterhin Fleisch essen und lieber ein paar Jahre eher sterben als das aufzugeben.
Aber vegane Fertig-Produkte, die genau so wenig den Anspruch haben, ultragesund zu sein, wie die unveganen Produkte aus dieser Kategorie und die oft zu viel Fett und Salz enthalten, würde man aus vermeintlichem Gesundheitsbewusstsein niemals anzurühren. Und wenn jemand veganen Aufschnitt isst, dann ist das ein KO-Kriterium für den gesamten Veganismus.
Der auffälligste Unterschied ist wohl, dass vegane Fertigprodukte bei Fleischessern das Bedürfnis auslösen, sämtliche Zutaten bis ins Detail aufzulisten und schlecht zu finden. Unvegane Fertigprodukte haben diesen Effekt nicht.
Diese vermeintlichen Ersatzprodukte sind eine Ergänzung, wenn es schnell oder unaufwendig sein soll. Niemand der einigermaßen bei Vernunft ist, isst Wurst weil er sie für gesund hält. Vegane Wurst ist auch nicht ungesünder als klassische Wurst aus pürierten Tierleichen die man irgendwie an der Verwesung hindern muss.
In Tierwurst und Tierfleischprodukten findet man Nitritpökelsalz, Stabilisatoren wie Diphosphate oder Natriumacetate, Glukosesirup, Palmfett, Aromen, Geschmacksverstärker, Farbstoffe, diverse Zuckersorten und so weiter. Und die sind meist auch nicht weniger stark verarbeitet. Inhaltsstoffe wie Hormone, Eiter, Medikamentenrückstände und anderes noch nicht einmal deklariert werden und stehen dementsprechend auch nicht auf der Liste.
Das kann natürlich variieren aber eine klassische vegane Wurst enthält beispielsweise Wasser, Weizeneiweiss, Sonnenblumenöl, Hefeextrakt, Steinsalz, Weizenstärke, Zwiebeln, Gewürze und Johannisbrotkernmehl. Alles erst mal überhaupt nicht dramatisch.

Viele Fleischesser, die sich nie wirklich mit einem Veganer unterhalten haben, glauben trotzdem genau zu wissen, dass diese sich fast ausschließlich von exotischem Flugobst und von massenweise Pseudo-Fleisch-Kunstprodukten ernähren.
Aber solche Produkte sind doch nicht die Grundnahrungsmittel von Veganern. Der Anteil dieser Ersatzprodukte macht im Schnitt bei Veganern einen viel geringeren Teil ihrer Ernährung aus, als herkömmliche Fleisch- und Wurstwaren bei Nichtveganern.

In einer Umfrage gaben lediglich 0,8% der befragten Veganer an, Fleischersatz auf täglicher Basis zu konsumieren. 45,5% konsumieren Fleischersatz einmal im Monat oder weniger.
Veganen Schnittkäse essen nur 1,7% täglich und 64,3% einmal im Monat oder weniger.
Es wird sehr schwer, Fleischesser zu finden, die so selten die dazu analogen Tierprodukte essen.

Was hingegen aber ganz selten wahrgenommen oder als Problem gesehen wird, ist die Tatsache, dass die Nahrungsmittelhersteller reihenweise pflanzliche Produkte künstlich mit zweifelhaften Inhaltsstoffen „entveganisieren“, so dass das schon fast zwanghaft wirkt.
Da hat man Schweineborsten in den Brötchen, Eier in Nudeln, Fischöl in der Limo und nicht näher definierte tierische Bestandteile aus Wild, Fisch, Geflügel, Rind oder Schwein in Kartoffelchips, da tierische Bestandteile als Trägerstoffe von Aromen und Vitaminen in Lebensmittel noch nicht mal deklariert werden müssen.
Und Sachen wie Milchzucker kippt man sowieso in praktisch alles was nicht bei drei auf dem Baum ist. Völlig egal ob das nötig ist. Würden Menschen nicht so viele von Natur aus vegane Produkte mit tierischen Zustatzstoffen „verfeinern“, würden so manche „Ersatzprodukte“ auch gar nicht erst benötigt werden. Wenn die Produkte und die Zusatzstoffe vegan sind, spricht man natürlich auch nicht mehr vom Verfeinern. Da heißt das eher panschen und es wird entsetzt getan, wenn die ein paar Gewürze enthalten. Und das was im Normalfall als vielseitiges Kochen durchgehen würde, ist dann im veganen Fall direkt ein Chemiebaukasten. Da wird immer kritisiert, dass vegane Ernährung nicht abwechslungsreich und einseitig sei, aber wenn dann mal vermeintlich viele Zutaten drin sind, ist es auch wieder nicht richtig.
Und es fragt auch niemand, warum diese „verfeinerten“ unveganen Kopien genauso aussehen müssen, wie die veganen Originale oder was man damit kompensieren will. Bei veganen Nahrungsmitteln ist der Maßstab aber leider meist ein völlig anderer.

Hey Veganer, Menschen haben schon immer Fleisch gegessen!
Hey Veganer, ihr NERVT!