Hey Veganer, Fleisch essen ist legal!

Transkript

Auf Kritik am Fleischessen wird immer mal wieder geantwortet, dass es legal ist.

Das stimmt zunächst mal nur für gewisse Arten von Fleisch. Das Essen von Menschenfleisch ist natürlich verboten. Und nach deutschem Gesetz ist es beispielsweise auch verboten, Hundefleisch zu produzieren und zu verkaufen.“

Es ist also so, dass das Essen MANCHER Arten Fleisch legal ist.

Da sollte man sich als erstes fragen, warum das so ist. Schweine sind nach unserem Kenntnisstand intelligenter als Hunde und mindestens ebenso sozial und leidensfähig. Der einzige begründete Unterschied zwischen der Behandlung der beiden Tierarten ist, dass es sich kulturell so ergeben hat. Heute sind Hunde zum Streicheln da, bekommen Namen und Persönlichkeit zugesprochen, und werden oft als „bester Freund des Menschen“ gesehen – die anderen werden von der Bevölkerungsmehrheit und dem Gesetz im Wesentlichen als charakterlose Nahrungsquellen betrachtet.

Statt auf rationale Gründe, stützt sich diese Einteilung also auf ein oft unhinterfragtes „Gewohnheitsrecht“. Man beruft sich mit dem Argument der Legalität des Fleischessens also auf eine willkürliche Festlegung.

Da gibt es nun im Grunde zwei Möglichkeiten:

Entweder man findet es in Ordnung, dass Individuen vor dem Gesetz nach willkürlichen Kriterien in „schützenswert“ und „schlachtbar“ unterteilt werden, obwohl man selbst sicherlich auch nicht unter gesetzlicher Willkür leiden will.

Oder aber man ist konsequenterweise der Meinung, dass es entgegen der aktuellen Gesetzeslage genauso legal sein müsste, Hunde und Katzen in Tierfabriken zu züchten, um sie zu schlachten und zu essen.

Damit würde man sich dann mit eine Gesetzeslage rechtfertigen wollen, die einem selbst änderungsbedürftig scheint – was dann ebenfalls wieder willkürlich wäre.

Das zeigt zudem auch noch mal, dass Gesetze nicht perfekt und letztgültig – sondern änderungsfähig und oft änderungsbedürftig sind.

Aus der Tatsache, dass das Essen vieler Tierarten legal ist folgt erst mal nur, dass man dafür nicht bestraft wird. Wenn man es aber als eine moralische Rechtfertigung betrachtet, vermischt man dabei zwei Dinge, die zwar zusammenhängen aber bei weitem nicht das gleiche bedeuten: nämlich die Begriffe „legal“ und „legitim“. Also auf der einen Seite: „gesetzlich zulässig“ und auf der anderen Seite „ethisch richtig“.

Es ist natürlich bequem, Gesetze einfach als „richtig“ zu akzeptieren, wenn das für einen selbst vorteilhaft ist und man durch sie in seinen Gewohnheiten bestätigt wird oder wenigstens unbehelligt bleibt. Dann wird man meist wenig Veranlassung haben, diese Gesetze in Frage zu stellen. Aber das sind keine unveränderlichen Naturgesetze, sondern Regeln, die von Menschen festgelegt wurden. Vielleicht waren das Einzelne mit Macht oder auch eine mehr oder weniger demokratische Mehrheit. Aber auch in dem Falle eine Mehrheit von MENSCHEN, die dann für SICH festgelegt hat, wie sie ANDERE empfindungsfähige Individuen behandeln darf. Das Gesetz wurde damit quasi von einer darüber stehenden Elite festgelegt – von uns.

Oft sind es ja die Mächtigen, die die Gesetze so erlassen, dass sie ihnen nützen. Und wenn es um Tiere geht, sind WIR das und legen gesetzlich fest, dass wir das Recht hätten, Tiere auszubeuten. Und diese Gesetze orientieren sich dementsprechend nicht an den Bedürfnissen und Interessen der Individuen über die sie bestimmen, also an denen der Tiere. Sondern an dem was WIR wollen. Mit Bedürfnisgerechtigkeit oder Fairness hat das natürlich wenig zu tun.

Menschen erklären also das was sie möchten für legal, wenn sie die Macht dazu haben und dann rechtfertigen sie sich damit, dass es legal ist. Man gibt sich selbst die Erlaubnis und rechtfertigt sich dann damit, dass man die Erlaubnis hat.

Gesetze als Rechtfertigung zu verwenden, statt selbst kritisch und redlich zu hinterfragen, warum etwas ethisch gut oder richtig ist, hat schon oft zu katastrophalen Ergebnissen geführt. Gesetze sind natürlich notwendig, da Menschen von alleine leider selten tun, was vernünftig und gerecht ist. Aber Gesetze sind keine universellen ethischen Standards. Man gibt mit dem Verweis auf die Legalität einer Handlung quasi auch die Entscheidung darüber, was richtig oder falsch ist, an andere Instanzen ab.

Damit weist man zum einen die ethische Verantwortung für das eigene Handeln von sich und zeigt auf den Gesetzgeber, der das ja so zulässt; zum anderen legitimiert man damit pauschal jene, die einem etwas vorschreiben wollen und können. -In dem Fall eine Instanz, die das Kiffen verbietet, aber das Besaufen erlaubt; und die sogar die wirtschaftliche Ausbeutung anderer Länder als legal erachtet. Das ist also eine Instanz die man erst mal drastisch zum Positiven verändern sollte, bevor man sich mit der bloßen, von dieser Instanz festgelegten Legalität einer Handlung zu rechtfertigen beginnt, als ob damit das letzte Wort gesprochen wäre.

Natürlich ist es gut, dass wir Gesetze haben, die uns schützen. Viele dieser Gesetze oder Grundrechte sind wirklich gut und wichtig. Aber mit Gesetzen kann man auch unterdrücken. Wenn man nicht selbst willkürlich von Gesetzen unterdrückt und bevormundet werden will, muss man noch eine andere Grundlage als Rechtfertigung für eigene Handlungen haben, als nur, dass sie nicht verboten sind. Es gab und gibt unzählige schlechte, falsche und ungerechte Gesetze, Regeln und Vorschriften auf der Welt. Wenn man sich zur Verteidigung pauschal auf die Legitimierung durch den Gesetzgeber beruft, gibt man im Grunde auch das Recht auf, sich über gesetzliche Willkür zu beschweren.

Gesetze sollten in erster Linie für Bedürfnisgerechtigkeit sorgen und wehrlose Individuen und Minderheiten schützen. Selbst eine Demokratie hat leider das Potential, dass eine Mehrheit sich über Minderheiten erhebt und diese unterdrückt. Deshalb müssen auch Mechanismen installiert werden, die so etwas verhindern. Und die Interessen nicht-menschlicher Tiere werden aktuell kaum berücksichtigt.

Man kann also nicht davon ausgehen, dass alles was legal ist auch legitim ist. Und dass alles was unethisch ist vom Gesetz bereits als illegal gekennzeichnet wäre. Gesetze sind nicht der Maßstab dafür, was ethisch vertretbar ist. Vielmehr sollte eine rationale Ethik der Maßstab dafür sein, was gesetzlich zugelassen bzw. verboten wird.

Den Staat sollte man niemals pauschal als einen Maßstab für Ethik verwenden! Viele der größten Verbrechen der Menschheit wurden im Namen oder mit der Rechtfertigung jeweils geltender Gesetze begangen. Rassentrennung war legal, Sklaverei war legal, Kolonialismus war legal. Legalität ist meist ein Konstrukt der Mächtigen, nicht der Gerechtigkeit.

Statt gesetzestreu zu sein, sollten wir lieber Werten treu sein, die gezeigt haben, dass sie das verdienen. Werte von denen wir wollen können, dass andere sie uns gegenüber vertreten.

Hey Veganer, auf einer einsamen Insel würdet ihr auch Fleisch essen!
Hey Veganer, ihr seid Salat-Nazis!