Hey Veganer, Ihr seid intolerant!

Transkript

Einer der häufigsten Vorwürfe an Veganer: „Sie sind intolerant.“

Toleranz wird von vielen Menschen als etwas Gutes angesehen und der Begriff daher oft sehr unreflektiert verwendet. Das ist ein Stück weit verständlich aber das stimmt so eben nicht immer. Ob Toleranz gut oder schlecht ist, hängt davon ab, was toleriert werden soll.
Was viele Veganer nicht „tolerieren“, ist unter anderem Tierausbeutung und das Verursachen von unnötigem Leid. Wenn man das als intolerant kritisiert, prangert man damit an, dass Gewalt und Ausbeutung nicht toleriert werden, was ziemlich zynisch ist wenn man mal darüber nachdenkt. Wahrscheinlich geschieht das nicht bewusst und vorsätzlich aber leider so oft, dass ich inzwischen ein eigenes Wort dafür habe: Ich bezeichne das als „Tolerismus“.

To|le|ris|mus, der
Substantiv, maskulin
Das Einfordern des Duldens von unnötiger Gewaltausübung

Wenn man undifferenziert fordert, doch einfach das „Essverhalten“ anderer zu tolerieren, übergeht man mindestens zwei wichtige Dinge:

Indem man empfindungsfähige Lebewesen kurzerhand als „Essen“ bezeichnet, verdrängt man, dass es bei dieser Sache nicht um einen selbst geht, beziehungsweise um Veganer und Nichtveganer und deren jeweiliges „Essverhalten“, sondern um das Leben der Tiere.

Außerdem stellt man Gewalt und die Ablehnung von Gewalt auf eine Stufe, indem man beides unredlicherweise schlicht als „Essverhalten“ gleichsetzt. (Kanibalismus ist übrigens auch ein Essverhalten.) Man sagt damit etwa: „Ich toleriere, dass du keine Gewalt verursachen willst und wenn du nicht tolerierst, dass ich Gewalt verursache, bist du intolerant.“

Durch das Fleischessen missachtet man das Bedürfnis der „Nutztiere“ nicht zu leiden, nicht eingesperrt, nicht ausgebeutet und nicht getötet zu werden. Wenn man fordert das zu tolerieren, verlangt man Toleranz für Intoleranz. Und das ist so gut wie Intoleranz.
Man prangert an, dass „Ich will Fleisch essen“ nicht toleriert wird, aber toleriert nicht das „Ich will leben“ der Tiere.
Es gibt viele Alternativen zu Fleisch. Zu Leben und Freiheit gibt es keine.

Es ist theoretisch ziemlich einfach, Veganer zu „tolerieren“, da deren „Essverhalten“ einen Nichtveganer nicht wirklich negativ betrifft. Aber zynisch ist dabei, dass Fleischesser, welche Veganern Intoleranz vorwerfen, sich DIESEN gegenüber halbwegs tolerant zeigen mögen, aber eben nicht die Bedürfnisse und Wünsche von Tieren tolerieren.

Tolerant gegenüber Gewalt zu sein ist nichts, wofür man sich selbst auf die Schulter klopfen, oder was man von anderen fordern sollte. Wir alle sind irgendwo intolerant. Wir haben sogar staatlich verordnete Intoleranz gegenüber vielen Dingen. Gesetze sind nicht immer gut und richtig aber es ist gut, dass wir verschiedene Arten von Gewalt nicht tolerieren. Niemand käme auf die Idee zu fordern, dass man Schläger tolerieren muss, weil diese ja „Nichtschläger“ tolerieren und dass es intolerant sei, deren „Sozialverhalten“ anzuprangern.
Auch in solchen Fällen gibt es nicht nur zwei Parteien: eine die Gewalt verursacht und eine die das kritisiert, sondern noch eine dritte die das Opfer dieser Gewalt ist. Und diese dritte Partei, die eigentlich entscheidende, wird bei der Verteilung der Toleranz übergangen -und beim Tolerieren von Fleischkonsum sind das eben die Tiere.

Wahrscheinlich ist das den meisten Menschen das auf irgend einer Ebene bereits bewusst,
denn es ist schon bemerkenswert wie lautstark eine völlig dominante Mehrheit, immer wieder Toleranz von einer absoluten Minderheit fordert, obwohl man die doch ganz lässig ignorieren könnte. Das lässt vermuten, dass den Menschen unterbewusst wohl klar ist, dass das Wegsehen bei Ungerechtigkeit und Gewalt sicherlich vieles sein kann: Gleichgültigkeit, Feigheit oder Egoismus -aber keine Toleranz.

Hey Veganer, Ihr seid Gutmenschen!
Hey Veganer, Ich esse nur Bio-Fleisch!