Hey Veganer, Mmmh, FLEISCH!!! *LOL*

Transkript

Wenn online irgendwo über Veganismus berichtet oder diskutiert wird, oder das Thema auch nur in einem Nebensatz erwähnt wird, weiß man eigentlich immer schon vorher, wie die Kommentare aussehen. Da gibt es zum Beispiel die Menschen, die eifrig erklären, auch nur ganz wenig Fleisch zu essen und nur beim Fleischer des Vertrauens zu kaufen und die die betonen, Massentierhaltung auch ganz schlimm zu finden und dass da mal irgend jemand anders irgendwas tun sollte. Dann gibt es die die vegane Missionierung anprangern, die die erklären, sich gar nichts vorschreiben zu lassen und auf die üblichen alten immer gleichen Witze und Sprüche muss man meist auch nicht lange warten. Viele Kommentierer beschweren sich über über die penetranten Veganer und merken an, dass sie keine Fleischesser kennen, die ZWANGHAFT MITTEILEN MÜSSEN, WAS SIE ESSEN. Und dann kommentieren noch jede Menge Fleischesser die ZWANGHAFT MITTEILEN MÜSSEN, WAS SIE ESSEN. Diese schreiben Kommentare wie „Lecker, Fleisch!“ oder „Hm, jetzt ein saftiges Steak!“ und teilen demonstrativ und ungefragt mit, welches Tierprodukt sie gleich essen werden; was sie gerade gegessen haben -oder auf welches Tier der Artikel über Tierleid ihnen angeblich Appetit gemacht hat. Oft findet man es auch lustig, darauf hin zu weisen, dass die Salatbeilage vegan ist oder dass das Tier auf dem Teller auch vegan war und man daher „indirekter Veganer“ wäre oder man witzelt, dass veganes Essen sehr lecker ist, wenn man Hackfleisch und Käse drauf packt. Gerne werden auch provozierend Bilder von Steaks und Würsten oder von aufgespießten Tieren oder blutigen Schlachtszenen gepostet. Manche Menschen verabschieden sich damit demonstrativ und teils hämisch oder vorwurfsvoll aus einer Diskussion nachdem ihnen die Argumente ausgegangen sind. Andere versuchen vorher gar nicht erst zu argumentieren und provozieren gleich drauf los. Natürlich gibt es auch Veganer die sich aktiv gegen Tierleid und den Konsum von Tierprodukten einsetzen und bei den entsprechenden Themen auf leidfreie und umweltfreundliche Alternativen aufmerksam machen und den Konsum von Tierprodukten kritisieren. Dabei posten sie teilweise auch Bilder von veganen Nahrungsmitteln. In der Regel tun sie das um aufzuklären, zu informieren und zu überzeugen. Wenn man hingegen Veganern Fleischbilder schickt, will man damit ja nicht aufklären. Veganer wissen ja, was es so für Tierprodukte gibt oder wie getötete Tiere aussehen. Zudem wird ja auch immer gern betont, dass man ja schließlich auch toleriere wenn sich jemand vegan ernährt. Die Motivation ist dabei natürlich eine ganz andere. Sicherlich sind auch bei Veganern die Formulierungen nicht immer günstig. Angesichts des Leids um das es dabei geht und der Gleichgültigkeit vieler Menschen ist das aber wohl nicht ganz unverständlich. Es ist nicht immer leicht, nett zu Menschen zu sein die nicht nett zu Tieren sind. Dennoch liest man normalereise keine Polemik wie: „Hmmmm, Ich geh jetzt erst mal einen richtig geilen Tofu essen, ihr Fleischfaschisten. *LOL*“. Das liegt sicherlich auch daran, dass Provokation nicht bei Gleichgültigkeit funktioniert. Was da nun wie der Lockruf eines paarungswilligen Höhlenmenschen anmutet, [Hmmmm, Fleisch!!!] ist aber eben in erster Linie eben ein Versuch zu provozieren. Daraus ziehen leider viele Menschen eine Befriedigung. Das ist traurigerweise eines der Grundprobleme unserer Gesellschaft: Menschen, die sich gut fühlen, wenn sie es schaffen, dass andere sich schlecht fühlen. Und es steckt auch eine Art Machtgefühl dahinter. Es ist eben leicht, online mutig zu sein. Im Internet Hass und Missgunst abzubekommen ist leider weit verbreitet und beiweitem nichts was nur Veganer betrifft. Jedenfalls kann man es Veganern vermeintlich mal richtig geben, indem man darauf hinweist, dass man Gewalt an den Lebewesen verursacht für die sie sich einsetzen. Und man freut sich darüber das diese nichts dagegen tun können. Viele Menschen die argumentativ nicht überzeugen können, wollen dann eben wenigstens provozieren. Das ist vor allem auch eine Trotzreaktion. Dagegen kann man argumentativ vermutlich auch relativ wenig tun. Das Klügste ist es wohl, sich nicht ebenfalls auf dieses Niveau zu begeben und gegebenfalls sachlich zu bleiben oder gar nicht weiter darauf einzugehen. Trolle sollte man nicht füttern. Auch nicht vegan. Und vielleicht sollte man solche Kommentare gegebenenfalls auch einfach als schlechtes Beispiel stehen lassen. Als Veganer nervt man nun mal. Nicht zuletzt auch, weil man quasi ein wandelnder Vorwurf und ein personifiziertes schlechtes Gewissen ist. Ob man das will oder nicht. Das wird natürlich meist abgestritten und es werden andere Gründe angeführt , warum Veganer nervig sind: Sie sind vermeintlich missonarisch, gutmenschlich, extremistisch, selbstgefällig, naiv, herablassend, fantisch, sektiererisch, vorwurfsvoll, verurteilend, realitätsfremd, humorlos und so weiter. Aber dass das so empfunden wird liegt, liegt zu großen Teilen auch an einem Phänomen das man „Kognitive Dissonanz“ nennt. Um als Veganer zu nerven muss man gar nicht viel tun. Man zeigt durch seine Lebensweise, dass eine Ernährung ohne vorsätzliche Ausbeutung und Gewalt an leidensfähigen Lebewesen möglich ist und dass man es mit der Gewaltfreiheit ernst meint und diese nicht nur ein Lippenbekenntnis ist. Speziell wenn man nicht nur aus egoistischen Gründen wie Gesundheit oder Fitness vegan lebt und es dementsprechend auch nach außen kommuniziert, um sich gegen Tierausbeutung einzusetzen, verursacht das bei vielen Menschen die verständlicherweise auch gern ein positives Selbstbild haben möchten ein unangenehmes Störgefühl denn es existiert ein Widerspruch zwischen den eigenen moralischen Ansprüchen und den eigenen Handlungen. Wenn Veganer das Thema Tierausbeutung noch dazu direkt ansprechen, wird das natürlich als besonders lästig empfunden. Sicherlich ist das nicht bei allen Menschen im gleichen Maße der Fall. Einigen Menschen ist wohl Gewalt an Tieren wirklich recht egal und da regt sich dementsprechend auch kein schlechtes Gewissen. Aber dass das wohl eher die Ausnahme ist, sieht man zum einen daran, dass oft verbissen versucht wird sich zu rechtfertigen, was nich recht dazu passen mag, dass man mit den eigenen Handlungen wirklich im Reinen ist. Vor allem sieht man das aber auch daran, dass nahezu jeder Veganismusgegner eben trotzdem fast schon reflexartig darauf hinweist, auch gegen Massentierhaltung zu sein. Das ist ja auch einfach denn daran sind ja vermeintlich vor allem die anderen Schuld. Damit kann man sich ein paar Karmapunkte gutschreiben lassen ohne wirklich etwas zu tun aber es ist zumindest schon mal ein gutes Zeichen und es besteht immerhin die Hoffnung diese Menschen irgendwann vielleicht doch versuchen, tatsächlich entsprechend ihrer Überzeugung zu handeln statt diese Diskrepanz irgendwie wegzudiskutieren und die Verantwortung auf andere abzuwälzen. Kognitive Dissonanzen treten bei uns allen in verschiedenen Situationen auf. Manchmal bei wichtigen Entscheidungen die nur einen selbst betreffen aber beispielsweise gibt es immer jemanden der in irgend etwas besser ist als man selbst oder einen darauf hinweist dass man vielleicht doch nicht so moralisch handelt wie man das gern von sich glauben möchte. Das hört natürlich kaum jemand gerne. Die entscheidende Frage ist, wie man damit umgeht und wie man versucht, diese Dissonanz aufzulösen. Versucht man etwas dagegen zu tun indem man provoziert, weil man sich selbst provoziert fühlt? Sucht man irgendwas am anderen um sich damit zu rechtfertigen dass dieser auch nicht perfekt ist? Wertet man also andere ab um im Vergleich besser da zu stehen? Oder versucht man an sich selbst etwas zu verbessern?
Hey Veganer, Ihr seid extremistisch!
Hey Veganer, Soja ist ungesund!