Hey Veganer, Soja ist ungesund!

Transkript

Es hält sich ja hartnäckig das Gerücht, dass Soja ungesund sei und oft wird das als ein Argument gegen den Veganismus verwendet.

Soja ist an sich erstmal eine nur eine Hülsenfrucht wie Bohnen, Erbsen, Linsen, Kichererbsen, Lupinen und Erdnüsse. Leguminosen sind sehr eiweißreich und Soja enthält sogar ein KOMPLETTES Aminosäurenprofil.
Wie alle pflanzlichen Lebensmittel enthält Soja auch verschiedene Vitamine, Antioxidantien, Mineralstoffe und Ballaststoffe und ist damit durchaus sehr gesund. Nahezu jede Pflanze bildet neben diesen Stoffen zu einem gewissen Teil aber auch Substanzen aus, die für uns in höherer Dosis ziemlich ungünstig wären. Das können Abwehrstoffe gegen Fressfeinde sein wie das Capsaicin in Chilischoten, das Solanin in Kartoffeln oder die Oxalsäure im Spinat. Das ist völlig normal und dort macht wie in vielen Fällen die Dosis das Gift. Beispielsweise braucht der Körper täglich etwa 2g Salz aber 100g Salz sind tödlich.

Worauf sich die meisten Menschen beziehen, die Soja als ungesund bezeichnen, sind die enthaltenen so genannten Phytoöstrogene. 
Im speziellen das Isoflavon Genistiin. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die u. a. eine Funktion für pflanzliche Abwehr von Krankheitserregern ausüben. Diese haben aber sogar durchaus positive Auswirkungen auf die Gesundheit, zumindest in den Dosen, in denen sie natürlicherweise in Soja vorkommen. Sie senken beispielsweise das Risiko für Brustkrebs oder Osteoporose. Und es scheint derzeit auch so, als ob Soja noch mit der Verringerung des Risikos anderer Krebsarten in Verbindung steht. 
Aus diesem Grund begann man auch damit, diese Isoflavone zu extrahieren und hochdosiert als Nahrungsergänzungsmittel anzubieten.
Im Tierversuch stellte man aber fest, dass die positiven Auswirkungen sich in den hohen Dosen dieser Präparate ins Negative verkehren. Erste Untersuchungen deuteten darauf hin, dass hochkonzentrierte isolierte Soja-Isoflavone hormonell wirksam sind, bei manchen Tieren die Entstehung von Gebärmutterkrebs leicht begünstigen und auch die Fruchtbarkeit beeinflussen könnten. 

Das war für die Milchindustrie ein gefundenes Fressen. Sojamilch wurde in den USA immer populärer und der Kuhmilchverzehr ging merklich zurück. Es gab infolge dessen auch regelrechte Propagandakampagnen der Milchindustrie gegen Pflanzenmilch. Nun gab es Hinweise darauf, dass Soja evtl. gar nicht so gesund ist. Zumindest hatte man eine Vorlage die man sich so zurechtdrehen konnte. Nur war ja gar nicht Soja ungesund, sondern nur ein daraus extrahierter ganz bestimmter isolierter Inhaltsstoff in extrem hohen Dosen bei einigen Versuchstieren. Ob isolierte Isoflavone in hohen Dosen auf Menschen negtative oder positive Auswirkungen haben, ist bisher nicht klar belegt. Aber aus der Vermutung, dass das auch in Soja enthaltene Genistein in extrem hohen Dosen VIELLEICHT auch für Menschen schädlich sein könnte, wurde kurzerhand die Schlagzeile „Wissenschaftler haben festgestellt, dass Soja ungesund ist.“ Dann wurden noch einige Experimente direkt in Auftrag gegeben, um zu untermauern, wie gefährlich und schädlich Soja sei: Man spritzte Versuchstieren hochdosiertes isoliertes Genistein oder flößte ihnen täglich ein Vielfaches ihrer natürlichen Nahrungsmenge an Soja ein, gab ihnen nichts anderes zu Essen und wartete, nach wie vielen Tagen sie daran verendeten. 

Die Schlagzeilen in den Medien lautete dann natürlich leider wieder: „Soja ist ungesund.“ Das ist aber Unsinn und hat nichts mit seriöser Wissenschaft zu tun. Auf diese Weise kann ich für jedes Lebensmittel zeigen, dass es tödlich ist. Wenn ich einem Menschen mit 50 kg Karotten täglich zwangsernähre, stirbt er mir auch irgendwann daran weg. Und wenn ich ihm täglich 500 g aus Karotten isoliertes Beta-Carotin spritze, wird das auch sehr unerfreuliche Konsequenzen haben. Damit hab ich aber nicht gezeigt, dass Karotten schädliche Giftpflanzen sind. Bei Soja hat man das allerdings so gemacht. 

Wie bei fast allen Lebensmitteln gibt es auch Menschen die Soja nicht vertragen. Auch das wird gern als Argument verwendet, dass Soja pauschal ungesund sei. Interessanterweise legt man diese Maßstäbe aber nur bei Soja an. Während in Deutschland etwa 400.000 Menschen kein Soja vertragen, also unter 0,5%, vertragen etwa 20% keine Milchprodukte. Weltweit sind übrigens 70% aller Menschen laktoseintolerant. Trotzdem konsumieren die Deutschen durchschnittlich 85Kilo Milchprodukte im Jahr und nehmen teilweise sogar Enzympräparate um als Erwachsene noch Säuglingsnahrung konsumieren zu können. Würden Veganer so etwas tun um Soja essen zu können, würde man sie wohl für verrückt erklären und das als Argument gegen den Veganismus verwenden.
Eine fruchtbarkeitsbeeinträchtigende hormonelle Wirkung wurde also mit Soja oder Sojaerzeugnissen nachgewiesen sondern mit aus Soja isoliertem hochkonzentriertem Genistiin das Versuchstieren in unnatürlich hohen Dosen verabreicht wurde. Gerade in Asien wo Soja nachweislich schon seit Jahrtausenden bekannt ist und kosnumiert wird und vielerorts als Grundnahrungsmittel gilt, hat man bekannterweise nicht mit zu geringer Fruchtbarkeit zu kämpfen.
Die Aussage „Soja ist giftig!“ ist jedenfalls ungefähr so seriös wie die Aussage „Wasser ist tödlich!“ weil jemand ertrunken ist. Das manchen Pflanzen Abwehrstoffe gegen gewisse Fressfeinde enthalten, macht diese noch nicht universell giftig. Im Gegenteil: Das ist überhaupt erst ein Grund warum wir Zwiebeln, Knoblauch und Chili essen. Während in pflanzlichen Produkten nur Phytoöstrogene mit geringer Hormonwirkung vorkommen, enthalten tierische Lebensmittel, insbesondere Milch und Milchprodukte große Mengen echter Östrogene. Und nicht zuletzt durch die Verabreichung von Hormonen in der Massentierhaltung zeigt sich gerade in den letzten Jahren eine weitaus höhere Hormonbelastung in Milch als bisher angenommen.

Bemerkenswert ist vielleicht auch wie vehement oft versucht wird mit der vermeintlichen Gesundheitsschädlichkeit von Soja zu argumentieren, während es man mit den Dingen die man selbst so konsumiert, dann aber nicht so eng sieht. Phytoöstrogene befinden sich nämlich auch in Getreide, Tee, einige Obst- und Gemüsesorten, Wein, Whiskey und auch Bier. Und letztere enthalten ja, nebenbei erwähnt, auch noch das Leber- und Zellgift Ethanol, also Alkohol. Das ist für die meisten Menschen auch kein Hinderungsgrund und für viele ein Grund solche Getränke überhaupt erst zu konsumieren obwohl Alkohol für ca. 60 verschiedene Krankheiten und gesundheitliche Störungen verantwortlich ist und entgegen anders lautender Gerüchte auch in kleinen Mengen nicht positiv auf die Gesundheit wirkt. Grundsätzlich sei natürlich jedem sein Spaß und Genuss gegönnt und wenn anderen kein Schaden dadurch entsteht ist überhaupt nichts dagegen zu sagen, nur wäre es dann ziemlich unredlich, gegen Soja zu argumentieren wenn man sich auf die Gesundheitsschädlichkeit beruft, während an Alkohol jährlich 2,5 Millionen Menschen sterben. Von Sojatoten habe ich hingegen  noch nichts gehört.

Hey Veganer, Mmmh, FLEISCH!!! *LOL*
Hey Veganer, Essen ist Privatsache!