Frau Raether will „Ran an die Buletten“

„Seit Jahren heißt es, fleischlose Ernährung sei besser: Für die Gesundheit, die Umwelt, die Moral.“

Mit dieser etwas verkrampften Feststellung leitet Elisabteh Raether ihren nächsten grobmotorische Fleisch-Rechtfertigungsansatz mit dem nicht minder grobmotorischen Titel „Ran an die Buletten“ ein.

Gut, Frau Raether hat hier wohl bereits mit dem Begriff „Moral“ Verständnisschwierigkeiten was kein gutes Omen ist. Aber geschenkt. Leider sorgt dann bereits der nächste Satz bei mir für irritiertes Zucken des ein oder anderen Augenlides. Denn Frau Raether stellt sich tatsächlich die Frage „Hat das eigentlich jemand überprüft?“ Und bevor man brüllen kann: Ja! Heerscharen von Forschern, Philosophen und Journalisten natürlich!“, scheint schon eine Stimme aus dem Off zu säuseln: „Nein, Elisabeth. Das ist ein völlig unbearbeitetes Gebiet!“. Worauf hin sie anschließt „Nein? Dann machen wir das mal.“

Nun steht allerdings der Verdacht im Raum, dass da gar kein kompetenter Experte in ihrem Arbeitszimmer weilte und Frau Raether sich ihre eigenen Fragen beantwortet, was wiederum die Befürchtung nahelegt, dass Frau Raether sich Aufgabenstellungen konstruiert um irgend eine Rechtfertigung für ihre Texte zu haben -oder ihren eigenen Sarkasmus nicht versteht.
Die deprimierende Feststellung dabei ist jedenfalls, dass mit einem ehrlichen „Ja ,klar!“ Schlimmeres (also Frau Raethers Text) hätte verhindert werden können.

ochseDieser beginnt nun mit einer wenig überzeugenden Selbstanalyse, widerspricht sich Frau Raether doch pro Absatz gefühlte drei Mal selbst. Allerdings versucht sie geschickt… allerdings versucht sie eloquent… Naja sie tut irgendwie so als wäre das ein innerer Monolog der auf ein hohes Maß an Selbstreflexion zurückzuführen sei. Dem widerspricht sie zwar schon eingangs herzhaft als sie zu Protokoll gibt, lieber nicht über diverse Dinge nachzudenken und ich muss doch einige Zurückhaltung aufbringen um mir beim zustimmenden Nicken nicht irgendwas zu zerren aber wenn man ihre Texte so liest, dann versteht man auch warum. Wenn der Denkvorgang Frau Raether genau so schmerzt wie den Leser der Konsum der daraufhin aus den Synapsen gebröckelten Gedankenfragmente, ist dies wohl nachvollziehbar.
Mir tut Frau Raether leid. Weil sie mit sich selbst reden muss. Ich weiß nur zu gut wie belastend das für alle Beteiligten ist. Und Frau Raether trifft es hier doppelt hart da alle Beteiligten Frau Raether sind …oder ist …oder so.

„Niemand sagt mehr „Körnerfresser“ meint sie festgestellt zu haben.
Hat Frau Raether an der Stelle irgendwie ganz Deutschland befragt? Von der Seite „militanter“ Fleischesser ist dies neben Gutmensch, Salatnazi und Ökoterrorist nach wie vor einer der beliebtesten Kosenamen .
Dann schickt sich Frau Rather an, das vermeintlich verbreitete Bild des Fleischessers zu umschreiben: „übergewichtig, tumb, etwas stumpfsinnig, in jedem Fall nicht auf der Höhe der Zeit.“ Das ist allerdings unwahr. Denn wenn man eins von Frau Raether anhand ihrer Fotos wohl nicht behaupten kann, dann dass sie übergewichtig ist.

Aber dann -aus heiterem Himmel- trifft sie eine tatsächlich korrekte Aussage:

„Alle Argumente scheinen die Vegetarier und Veganer auf ihrer Seite zu haben, das Wohl der Tiere, die Umwelt, die eigene Gesundheit. Wer nicht nur Pflanzen, sondern auch Fleisch isst, dem ist nur ein einziges Argument geblieben: Es schmeckt.“

Allerdings scheint es wohl so, als beabsichtige sie dies im folgenden Text irgendwie zu widerlegen. (Spoiler: Tut sie nicht!)

Ob das vielleicht alles nur eine Mode sei, sinniert Frau Raether und sie unterstellt man mache auf Veggie weil man es modern und großstädtisch finde. Ich persönlich war ja der Meinung, Veganer wollen Tierrechte und Gewaltfreiheit global und zeitlos aber Frau Raether hat da wohl andere Interpretationen.

Dann folgt wieder ein beträchtliches Stück in dem sich Frau Raether demonstrativ selbst leid tut und politisch korrekt zu Protokoll gibt, ja schon ein sehr schlechtes Gewissen zu haben. Macht aber nichts. Kann man wegdiskutieren. Wetten?

Ok, dann noch mal ein Teil mit Wiederholungen dass sie nicht gern an getötete Tiere denke.
(Als ob der Text für seine Inhaltsarmut nicht schon lang genug wäre)

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Bericht von Besuch auf idyllischem Hühnerhof…

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Bauer erzählt: „Hühnern geht’s durfte…“

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„Hühner zum Abmurksen halten, ist für Huhn und Bauer eine Win-Win-Situation.“
Dafür gibt’s jetzt auch keinen Originalitätspreis…

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Gut, dann doch mal wieder was Handfesteres:

„Was bedeutet der Tod für ein Tier?“

Auch nicht pulitzerpreisverdächtig formuliert aber immerhin eine Steigerung. Leider stolperte Frau Raether bei ihren Recherche-Versuchen wohl über Peter Singer, welchen sie alsgleich in ihre Argumentation einzubauen versucht. Es macht ja schließlich was her die Ansichten eines renommierten Philosophen mal kühn zur Debatte zu stellen.

Peter Singers Ethik muss man sicherlich nicht vorbehaltlos teilen und sie lässt auch Kritikmöglichkeiten offen aber sein Utilitarismus ist meiner bescheidenen Ansicht nach meist konsistenter als viele andere ethische Ansätze. Das kann man vielleicht anders sehen aber um etwas zu kritisieren, sollte man die Sache allerdings erst mal verstanden haben. Und da hört’s dann leider schon wieder auf, denn Frau Raether weiß geschickt, den Singerschen Utilitarismus bzw. den Utilitarismus als solchen misszuverstehen und irgendwelche zusammenhanglosen Einzelaussagen irgendwie aus- und in ihren Text einzubauen.

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…irgend eine ganz schräge „Analyse“ des Zusammenhangs von Barbarei und Zivilisation mit offenbar recht schwammig ausgelegten Definitionen…

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…noch mal der Bauer Matthiesen… der übt sich offenbar auch bisschen in Opferrolle und Selbstmitleid und bietet den tiefsinnigen Schlachterphilosophen dar.
„Andere Schafe verstehen nicht wenn daneben ein Kollege geschlachtet wird. Daher alles knorke.“ Gilt jetzt zwar beispielsweise auch für Babies aber das ist natürlich was anderes wie uns Frau Raether noch erklären wird. Naja, nicht wirklich. Im Grunde folgt später nur ein empörtes „Kann man gefühlsmäßig wohl nicht vergleichen. Einfach weil’s sich empörend anfühlt oder so.“

Vorbild Schaf

„Im Gegensatz zum Menschen scheint das Schaf ein sachliches Wesen zu sein, frei von Sentimentalitäten, ausgestattet mit der bewundernswerten Gabe, im Augenblick zu leben.“

Das Zucken im Auge ist wieder da. „Bescheinen“ lassen, kann sich Frau Raether gut. Der Text besteht nämlich über weite Strecken aus bemühten Fast-Metaphern darüber was ihr alles so „scheint“. Bewundert Frau Raether hier ihr unter der völligen Missachtung der Bedeutung des Begriffs „sachlich“ die vermeintliche Naivität und Dummheit eines Schafes? Es „scheint“ gar, als wäre es ihr erklärtes Ziel ein ähnliches Level zu erreichen. Ihre Aussagen legen nahe, dass sie sich auf einem guten Weg befindet aber man fragt sich ob sie sich auch einen Bolzenschuss von Bauer Matthiesen wünscht.

„Alle Lebewesen sollen die gleichen Rechte haben: Der Antispeziesismus ist wie jede radikale Idee in seiner Einfachheit höchst attraktiv.“

Wer konnte ahnen, dass nach einem derartig flachen Einstieg noch so viel Luft nach unten war. Ok, ja: Ich. Aber wie auch Frau Raether möchte ich offenbar über manche Dinge nicht gerne nachdenken weil sie weh tun.

„Einfach“ ist nur das, was Frau Raether sich zurechtversteht. Nicht einmal eine Unterscheidung von leidensfähigen Lebewesen weiß sie zu treffen, geschweige dem die von Rechten. (nicht die von der NPD) So scheint sie Antispeziesisten wohl unterstellen zu wollen, dass man Kellerasseln (genau wie beim Menschen?) den Pilotenschein per Geburtsrecht zugestehen möchte. Und wieder „scheinen“ Frau Raether diverse Dinge. Keine wirklichen Begründungen. Nur diffuser Schein. Nein, nicht der Pilotenschein. Was ist denn heute hier los mit diesen Doppeldeutigkeiten?

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„DER Antispeziesist fährt Auto. Insekten gehen tot. Bienen nicht willkürlich murksen ist daher scheinheilig.“ Originell…
Feststellung: Der Antispeziesist unterscheidet „in unwichtige Tiere einerseits und schützenswerte Tiere andererseits“

Äh, nein! Das tut „der“ Speziesist!

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„…erst wenige Untersuchungen und wenige empirische Ergebnisse zur Gefühlswelt von Tieren gibt“

Nein, viele!

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„Moralisch ist man auf der sicheren Seite, wenn man das Fleischessen aufgibt (und das Milchtrinken und Käseessen, denn Milch gibt es, weil es Kälber gibt, die geschlachtet werden). Eindeutig sind die moralphilosophischen Argumente für den Fleischverzicht aber nicht.“

Ja, was’n nu?!

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„Was, wenn die Tierethiker recht haben, die sagen, es gehe in Ordnung, Tiere zu essen, sofern sie getötet wurden, ohne gelitten zu haben?“

Was, wenn die Menschenethiker recht haben, die sagen, es gehe in Ordnung, Frau Raether zu essen, sofern sie getötet wurde, ohne gelitten zu haben?

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„Ich finde es nicht trivial, seinen Hunger mit etwas so Nahrhaftem zu stillen wie einem Entrecote. Der Verzicht wäre kein geringer.“

Mir erschließt sich nicht ganz was Frau Raether hinter dem Begriff „trivial“ vermutet. Ich hab gerade mal googlen müssen was ein Entrecote ist. (Ein Steak! Schreibt man laut Wikipedia übrigens „Entrecôte“) Jedenfalls deutet das wohl darauf hin, dass der Verzicht nicht so groß zu sein scheint. Ich kann prima ohne leben. Ich glaube die Kuh hing mehr dran als Frau Raether.

Und dann kommt’s: Jetzt kriegt Frau Raether so richtig den Philosophischen. Achtung:

„Haben wir nicht so etwas wie eine moralische Verpflichtung, uns am Leben zu erfreuen?“

Äh, nein? Haben wir nicht? Was ist denn das für eine knirschende Frage?

Wenn wir schon so philosophisch unterwegs sind, wäre Frau Raether vielleicht ein Kant-Zitat nahezulegen: „Tue das, wodurch du würdig wirst, glücklich zu sein.“

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„Mir kommt die Liebe zu Tieren oft etwas versponnen vor.“
Kommt vor! Scheint so, nicht?

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„Nicht alle Menschen verstehen sich so gut mit Schafen.“
Ich versteh mich auch nicht so gut mit Neoliberalen. Den Bolzenschuss hab ich allerdings noch nicht erwogen.

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Ok, ganz viel verdrehte Formulierungen für das obligatorische „Massentierhaltung find‘ ich natürlich auch doof!“

*seufz* gerade erst die Hälfte… so viel Nichts aus so vielen Buchstaben…

Auf Seite 2 — Boykott durch Verzicht

*zöger* *zöger* *zöger* *k…lick?*

…einige nette Ausführungen zu „Vegetarismus verursacht auch noch viel Tierleid“
gar nicht mal so schlecht…

„Wenn man glaubt, dass Boykott der richtige Weg sei, um Nutztieren Schmerzen zu ersparen, muss man auch auf Milch, Eier und alle anderen tierischen Eiweiße verzichten. Man muss Veganer werden.“

Joah, das… äh Moment… War das nicht vorhin noch total scheinheilig wegen der Fliegen auf der Windschutzscheibe?

Ach egal…

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Dramatischer wagemutiger Selbstversuch: VEGAN EINKAUFEN!!!

Feststellung: Gemüse wird wohl irgendwo auch einzeln verpackt. Viel Müll. Große Empörung! (Ich weiß nicht wo die Frau einkauft.) Irgendwas muss man ja bemängeln.

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mehr Selbstmitleid: „sooo kompliziert… müsste auf sooo viel verzichten…“

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„…jede Menge Zusatzstoffe und Aromen, die laut Verbraucherzentrale Hamburg in vielen veganen Produkten wie Käseersatz stecken.“

Den plumpen „Vegane Fertiggerichte sind gar nicht unbedingt gesund“-Augenöffnungs-Artikel feierten letztens eine große Anzahl passionierter Veganismusgegner mit großer Befriedigung als wissenschaftlichen Beweis für etwas was man ja schon immer wusste. Es wäre auch verwunderlich, wenn dieser auf Frau Raether nicht auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen hätte.

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Warum ist da noch keiner drauf gekommen?

Ok, jetzt wird’s spannend. Frau Raether hat alles durchschaut und hat auf alle Probleme eine Lösung. Und wenn sie keine Lösung hat, dann war’s eh kein Problem.

„Ein Landwirt darf Tiere nicht so halten, dass sie ständig krank werden.“

Woah! So einfach ist das? Klasse! Jetzt kann’s ja nur noch aufwärts gehen wenn… Aber da gibt’s dann doch wieder ein Problem: Die böse Regierung. Die ist nämlich keine (Obacht Wortspiel!) „Reagierung“ und tut einfach mal nichts.

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„stimmt nicht, ich als Vebraucher bin gar nicht Schuld…“

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„alles die anderen…“

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mehr Schuldzuweisung…

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„Man kann sagen: Seit der Mensch Fleisch isst, will er darauf verzichten.“

Was? Ne, kann man nicht! … Naja gut. Doch. Man kann. Dann hat mal halt Unrecht.

„Diese alte Predigt von Entsagung fasziniert uns heute noch.“

Die meisten nicht wirklich wie man sieht…

„Ich bin dafür nicht der Typ. Askese ist nicht mein Ding. Man muss die Grenzen seines Charakters hinnehmen.

*seufz* Ich… Das… so dermaßen zynisch… Kann man das auch sagen wenn…. ach.. vergiss es!

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„Dass mein guter Appetit den Planeten zerstören soll, dieser Gedanke gefällt mir nicht, und ich will ihn gern überprüfen. „

Was ihren Appetit „gut“ macht, erläutert sie nicht näher. Übersetzung jedenfalls: Sie will es gern irgendwie wegdiskutieren!

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unglaublich viel laienhaftes Agrar-Halbwissen…

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„Der vegane Landwirt will den Planeten retten und setzt auf Dünger, der Chinesen und Fische vergiftet. Das scheint mir keine gute Lösung zu sein.“

Ok, jetzt mal ernsthaft: Mal angenommen diese abstrusen Beschreibungen wären nicht vollständiger Blödsinn: Chinesen vergiften „SCHEINT“ keine gute Lösung zu sein?
In ihrem wenig überzeugenden Versuch, möglichst selbstreflektiert und objektiv zu wirken, stellt Frau Raether das Vergiften von Chinesen hier also quasi mal als Option zur Diskussion?

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mehr Agrarplanlosigkeit…

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Strohmannargumente…

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Rechtfertigungsversuche…

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Bioveganer Landbau geht nicht…

Nun ist gerade bioveganer Landbau ein komplexes Thema welches Frau Raether hier ziemlich grob herunterbricht. Hätte sie sich gleich eingangs mit dem Thema befasst, statt weitschweifige Einleitungen zu verfassen, könnte man darauf noch sinnvoll eingehen denn in der Tat ist das innerhalb aktueller Strukturen alles kein einfaches Unterfangen und mit vielen weit greifenden Äderungen in unserer Art zu wirtschaften verbunden welche man wohl schon als Paradigmenwechsel bezeichnen könnte und es gibt durchaus berechtigte Einwände die berücksichtigt werden müssen.
Nur macht Frau Raether dermaßen viele schluderige Baustellen auf, dass man kaum darauf antworten kann ohne dass die Antwort fünf mal so lang wird wie ihr eigener Text.

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Und weil es Situationen gibt, in denen Veganismus (noch) nicht möglich ist oder wo Veganismus mal zumindest ökologisch betrachtet unter den aktuellen Gegebenheiten nicht die beste Wahl sein könnte (so wie die Existenz von Menschen übrigens), schließt Frau Raether mit der pauschalen Erkenntnis:

„Kein Argument für den Fleischverzicht hält der Überprüfung stand.“

Nun ist ihr auch hier die Formulierung etwas entglitten und müsste richtigerweise heißen:
„Kein Argument so wie Frau Raether es missversteht und verdreht hält der Überprüfung durch Frau Raether nach Frau Raethers Meinung stand.“

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Frau Raether grübelt:

„Vielleicht ist unser Ekel vor Körpern, Blut und Tod ein Zeichen von Zivilisation, eine unweigerliche Folge gesellschaftlicher Harmonie. Immerhin gibt es heute keine öffentlichen Hinrichtungen vor jubelnden Menschenmassen mehr.“

Bevor Frau Raether mit dem ultimativen Killer-Argument abschließt („Is‘ lecker!“), lässt sie es sich nicht nehmen, sich nochmals ausführlich selbst leid zu tun:

„Auf meinem Teller liegt, genauer gesagt, ein einzelner geschmorter Stierhoden, der in Scheiben geschnitten wurde. Ich spieße eine davon mit der Gabel auf. Ich schließe die Augen und denke: pervers.
Aber ich denke auch: Sich vor Tieren zu ekeln und ihre Filets aufzuessen, wenn sie garniert auf dem Teller liegen, das kann nicht richtig sein. So macht man es den Vegetariern und Veganern einfach, Fleischesser als Ignoranten abzutun. „

Ihre Taktik um von Vegetariern nicht als „ignorant“ abgetan zu werden ist es, diesen Ekel zu „ignorieren“. Und wieder stellt sich mir die Frage, ob Frau Raether die Ironie in ihren Aussagen nicht ins Gesicht springen müsste.

Und sie schlägt vor:

„Vielleicht ist dieser Ekel aber auch ein Zeichen von Entfremdung und ein großer Verlust.
Wie wäre es, den Widerwillen zu ignorieren? Gibt es etwas zu entdecken?“

Nein, Frau Raether. Dass es vielerorts einen Widerwillen gegen öffentliche Hinrichtungen gibt, halte ich für einen besonders erfreulichen Fortschritt und eher nicht für einen Verlust, den wiederzuentdecken sich lohnen könnte!

Während Frau Raether nun an ihrem vermeintlichen Kastrationsabfall mümmelt, sinniert sie noch einmal betont selbstkritisch:
„Ich versuche, nicht an den armen Stier zu denken, der jetzt ein Ochse ist.“

Ja, Frau Raether. An der Stelle dürfte das Hauptproblem liegen. Nennt man wohl Ignoranz. Hauptsache es schmeckt!

Wenn Veganismus-Gegner gegen Demokratie argumentieren würden...