Transkript
Die restlichen 10% sind dann direkte Lebensmittel für Menschen aber das meiste davon ist Sojaöl welches zum Beispiel als Pflanzenöl in der Küche oder als Margarine verwendet wird. Vor allem in Amerika.
Nur ein kleiner Prozentsatz von etwa 2% wird tatsächlich zu menschlichen Lebensmitteln wie etwa Tofu. Soja wird aber in sehr vielen Lebensmitteln verarbeitet und keinesfalls nur von Veganern und Vegetariern gegessen. Und deren Anteil liegt dann wohl irgendwo im Promillebereich.
Von der globalen Sojaernte werden etwa 13% direkt als Bohnen verwendet und weiterverarbeitet.
87 % werden gepresst. Dabei erhält man etwa 15% Sojaöl und 85% Extraktionsschrot.
Manche Menschen versuchen deshalb zu argumentieren, dass dieser Presskuchen ein „Abfallprodukt“ der Sojaölproduktion sei. Das ist aber genau so Unsinn wie wenn ich sagen würde, dass Sojaöl ein Abfallprodukt der Futtermittelproduktion, denn wenn aus einem Rohstoff zwei Produkte entstehen die man verkaufen und nutzen kann, ist keins davon Abfall und man bezeichnet diese als Kuppelprodukte. Aus diesem entölten Soja kann man unter anderem Sojaschnetzel, Sojagranulat, Sojamedaillons, Sojasteaks und anderes herstellen.
Aber es wird fast ausschließlich als Tierfutter verwendet obwohl es hervorragend als Lebensmittel für Menschen geeignet ist.
Fleisch enthält etwa 20% Eiweiß. Sojabohnen enthalten fast 40% Eiweiß. Im getrockneten und entöltem Zustand sind es sogar bis über 50%. Das ist auch der Grund warum Soja so ein verbreitetes und wichtiges Kraftfutter ist. Aber durch Verfüttern statt selbst essen, verursacht man sehr hohe Nährstoffverluste und zusätzliche Umweltbelastungen. Zur Erzeugung einer tierischen Kalorie benötigt man im Schnitt 7 Pflanzenkalorien. In einem Kilo Geflügelfleisch steckt beispielsweise neben den anderen verbrauchten Futtermitteln fast ein Kilo virtuelles Soja. Vor allem in der Schweine- und Geflügelmast ist Soja zu einem zentralen Bestandteil geworden. Bei der Rindermast kommen tatsächlich auch große Mangen aus Gras und Mais dazu aber da bei Rindern das Verhältnis Futter zu Fleisch besonders schlecht ist, ist auch da die typische Sojamenge pro produziertem Fleisch ziemlich groß. Das kann natürlich variieren aber wenn man weniger Kraftfutter gibt, wachsen die Tiere weniger schnell. Das wiederum führt dazu, dass der Methanausstoß pro Kilo Fleisch noch höher ist, denn eine Kuh produziert am Tag bis zu 300 Liter Methan. Methan ist ein Treibhausgas das fast 30 mal so klimaschädlich ist wie CO².
Gerade vor diesem Hintergrund ist es doch ziemlich zynisch, Veganern Vorwürfe machen zu wollen, denn wenn alle Menschen vegan essen würden, würde sich der Sojabedarf drastisch verringern.
Hinzu kommt, dass die Sojaprodukte die bei uns direkt gegessen werden, zum größten Teil aus europäischem Anbau stammen, während das Soja welches als Eiweißfuttermittel verwendt wird, fast ausschließlich aus Argentinien, Brasilien,
China oder den USA importiert wird, was aufgrund der extrem langen Wege zu hohen CO2 -Emissionen beim Transport führt. Es ist also auch ein Irrglaube, dass regionales Fleisch aufgrund geringerer Transportwege umweltfreundlicher sei, da ein beträchtlicher Teil des Futters sehr lange Wege zurückgelegt hat.
Nicht selten wird Soja aus Regionen importiert, in denen Wassermangel herrscht oder in denen Soja teils nur mit künstlicher Bewässerung angebaut werden kann. Über Futtermittel werden dann nicht nur Flächen verbraucht, sondern wir importieren damit auch Wasser aus zum Teil wasserarmen Regionen. Durch Fleischkonsum verursacht man also nicht nur Tierleid und Regenwaldabholzung sowie einen Verlust an Artenvielfalt, sondern verschärft auch den Wasserknappheit, Welthunger, und Bodenerosion. Man verursacht erhöhten Düngerverbrauch und höheren Pestizideinsatz mit den entsprechenden Folgen für Mensch und Umwelt, sowie Landvertreibung und Verarmung großer Bevölkerungsteile in vielen der anbauenden Länder.
Der Deutsche konsumiert im Schnitt 60 Kilo Fleisch und 85Kilo Milchprodukte im Jahr und auch wenn ich keine solche Statistik zu Soja kenne, ist mir nicht ein einziger Veganer bekannt, bei dem ich behaupten würde, dass sein Sojaverbrauch auch nur annähernd in solchen Größenordnungen liegen könnte, zumal man aus Sojabohnen oft ein vielfaches an Lebensmitteln herstellt. Aus einem Kilo Soja stellt man zwei Kilo Tofu her. Bei Sojajoghurt sogar mehr als die zehnfache Masse.
All das was man Veganern aufgrund ihres Sojakonsums also vorwerfen möchte, verursachen Fleischesser in vielfacher Menge.
Die Frage die sich dabei stellt, ist, wie man mit der Informationen dass man als Konsument von Tierprodukten viel mehr Soja verbraucht, umgeht. Ist Regenwaldabholzung nur ein Problem wenn es Veganer verursachen beziehungsweise ist dieser Vorwurf eben nur als Rechtfertigung gedacht und man sucht sich einfach das nächste Argument? Oder meint mein die vermeintliche Sorge um den Regenwald ernst und zieht als Fleischesser die entsprechenden Konsequenzen?
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