Hey Veganer, Ihr seid extremistisch!

Transkript

Wir alle mögen ja Menschen mit Prinzipien. Solange uns diese Prinzipien nicht unbequem sind. Dann nennt man Konsequenz nämlich oft Extremismus. Um als religiöser Extremist bezeichnet zu werden, muss man jemanden für seine Überzeugung töten oder etwas in der Richtung. Um als veganer Extremist zu gelten muss man das Gegenteil tun: Man muss eigentlich nur deutlich äußern, dass man entschieden gegen Gewalt und Töten ist oder versuchen, diese zu verhindern.

Oft hört man beflissenes und überzeugtes „Extremismus ist nie gut.“ Das sagt aber einiges über unsere Konditionierung. Sicher ist das verständlich, denn wenn man den Begriff hört, denkt man wohl an Taliban, ISIS, Neonazis und so weiter. Und dort geht es unter anderem um extremistische Gewalt. Beim Veganismus ist das Gegenteil der Fall. So verallgemeinern kann man das also nicht. Und wenn man darüber nachdenkt, sollte man erkennen, dass „extrem“ relativ und kontextabhängig ist. Ohne Kontext ist es nur eine Worthülse. Was wir als extrem empfinden, hängt stark von unserer aktuellen Weltanschauung und unserer Situation ab.
Extrem bedeutet etwa so viel wie „außerordentlich, besonders“. Wir sind darauf konditioniert, darunter etwas negatives zu verstehen aber wenn man extrem oder „extremistisch“ einfach mal durch „außerordentlich“ ERSETZT, klingt das nämlich schon ganz anders.
Weil wir Menschen uns verständlicherweise oft an unser Weltbild und unsere Gewohnheiten klammern, empfinden wir das was „außerordentliche“ Veränderungen mit sich bringen könnte, oft als Bedrohung und reagieren abwertend und empfinden daher auch vieles was uns extrem erscheint, als negativ. Aber Etwas kann auch extrem schön, extrem vielseitig, extrem hilfreich oder extrem wichtig sein. Oder eben extrem brutal, extrem gleichgültig, extrem ungerecht. Es kommt also immer darauf an WAS extrem ist. Beim Veganismus geht es unter anderem um Gewaltfreiheit und den Versuch auch empfindungsfähige Lebwesen die NICHT zu unserer Gruppe gehören, gerecht zu behandeln.
Gegenteile von extrem sind gemäßigt, durchschnittlich, normal. Aber während „außerordentlich“ nicht automatisch schlecht bedeutet, bedeutet „normal“ nicht automatisch gut.
Normal ist was eben der Norm entspricht. Und eine Norm ist eine Festlegung. Festlegungen können selbstverständlich falsch und schlecht sein. Und normal wird immer das, was die meisten tun. Die Menge der Menschen die eine Ansicht vertreten, sagt nichts darüber aus ob diese Ansicht gut oder richtig ist.
Wenn zwei konträre Ansichten existieren, heißt das nicht, dass das Wahre oder Richtige zwangsläufig irgendwo in der Mitte liegt, auch wenn das natürlich oft so ist. Eine Aussage kann vollkommen richtig und die entgegengesetzte kann vollkommen falsch sein. Und ein teilweise richtig ist trotzdem meistens eher falsch. Und ähnlich sieht es auch bei ethischen Überzeugungen aus. So kann man beispielsweise nicht sagen, dass Diskriminierung von Homosexuellen „egal“ ist weil es Menschen gibt die extrem dafür und welche die extrem dagegen sind. Und es macht auch gelegentliche, bewusste, humane Diskriminierung nicht automatisch richtig weil „Extremismus vermeintlich nie gut ist und man ein gesundes Mittelmaß finden sollte“. Manchmal liegt das richtige Maß bei Null.
Was wir mit den Tieren und unserer Umwelt anstellen, ist jedenfalls viel „extremer“ als der Veganismus.
Extrem ist es, jährlich 70 Millarden Tiere zu töten. Extrem ist es wie wir Fleisch produzieren, wie wir mit Tieren umgehen. Extrem ist es wie wir unseren Planeten ausbeuten. Auch die Auswirkungen unserer Lebensweise auf Menschen in Entwicklungsländern kann man extrem nennen, extrem verheerend.
Und extrem ist es auch wie wir versuchen das zu ignorieren, zu leugnen zu rechtfertigen und statt dessen andere anzuprangern.
Auf Tierprodukte zu verzichten, mag von unserem Standpunkt aus extrem erscheinen. Aber für unsere Zukunft ist das beiweitem noch nicht ausreichend und noch lange nicht extrem genug. Und je länger wir weitermachen wie bisher um so extremer werden die Maßnahmen sein die deswegen erforderlich sind oder die Zustände mit denen wir dann aufgrund unseres „gemäßigten“ Handelns konfrontiert sein werden. Ein paar direkte Veganer werden dann im Vergleich überhaupt nicht mehr extrem erscheinen. Unser größtes Problem sind nicht die Menschen die etwas extrem anders machen wollen sondern vieles von dem was bei uns „normal“ ist.

Hey Veganer, Fleisch hat uns intelligent gemacht!
Hey Veganer, Mmmh, FLEISCH!!! *LOL*