Hey Veganer, ihr seid militant!

Transkript

Veganer werden häufig als militant bezeichnet. Fanatiker die etwas übertreiben, gibt es natürlich überall aber in der Regel fällt dieser Vorwurf schon, wenn man als Veganer nicht einfach schweigt, sondern den Konsum von Tierprodukten direkt kritisiert. Teilweise sogar noch eher.

Wenn man das überzeugte Eintreten für den Veganismus militant nennen will, dann muss man aber sehr viele andere Dinge ebenfalls so nennen. Dinge die man selbst tut oder tun würde wenn man nicht völlig gleichgültig ist. Wir alle erachten gewisse Handlungen anderer Menschen als völlig inakzeptabel auch wenn sie uns nicht selbst betreffen. Vielleicht Faschismus, vielleicht Sklaverei, vielleicht Terrorismus oder vielleicht auch Tierquälerei. Und wir alle würden diese hoffentlich auch ganz direkt kritisieren und nicht schweigen weil es uns vielleicht nicht selbst betrifft.
Wenn jemand auf der Straße ein Kind schlägt oder einen anderen überfallen will oder jemanden sexuell bedrängt und eine dritte Person schreitet ein, vielleicht sogar händisch und nicht nur verbal, dann nennen wir das Zivilcourage. Wenn jemand einen Hund tritt, wird fast jeder zum militanten Tierschützer und geht dazwischen und da gilt das als bewundernswert. Oder wir reagieren empört über die, die bei solchen Dingen weg sehen. Und das natürlich zu Recht.

Aber bei Menschen die das konsequent tun und nicht nur bei willkürlich von der Gesellschaft als schützenswerter festgelegten Tieren, nennt man das dann „Militanz intoleranter Gutmenschen, die sich für was besseres halten und anderen ihre Meinung aufzwingen wollen“. Genau so könnte man auch die ersteren Szenarios kommentieren. Aber da würde dann auffallen wie zynisch diese Bewertung eigentlich ist.

Laut einer etwas sperrigen Definition steht Militanz für Theorien und Programme, die sich des innewohnenden Gewaltpotenzials bedienen oder dieses schüren. Wenn man Veganer als militant bezeichnet, ist das besonders deshalb paradox, weil diese ja explizit Passivität fordern, also das Unterlassen von Gewaltausübung an Tieren.
Umgangssprachlich beschreibt militant auch eine stark verfestigte Meinung. Nach dieser Definition müsste man auch die meisten Fleischesser militant nennen, da sie ja der festen Überzeugung sind, dass Fleischessen gerechtfertigt ist und für diese Überzeugung auch eintreten. Und in erster Linie bedeutet militant etwa „mit bewusst kämpferischem Anstrich für eine Überzeugung eintretend“. Und diese Überzeugung, wird ja Veganern gegenüber oft auch sehr unnachgiebig und oftmals aggressiv vertreten.
Aber als Fleischesser muss man nach dieser Definition ja meist nicht „militant“ sein, weil man in einer sehr bequemen Position ist. Die Gewalt die man verursacht, hat man nämlich weit weg ausgelagert und lässt diese in den Tierfabriken und Schlachthöfen meist von anderen erledigen. Und sie ist ja immer schon passiert, wenn das Fleisch auf dem Teller liegt. Damit kann man es anderen und sich selbst gegenüber so darstellen, dass Veganer vermeintlich nicht gegen Gewalt sind, sondern gegen die persönliche Freiheit und die Essgewohnheiten anderer.
Das „schlimmste“ was Veganer aber im Allgemeinen tun, ist mit Kritik zu nerven, unbequeme aufdeckende Begriffe statt etablierter Beschönigungen zu verwenden oder auch mal einen ruppigen Ton in Diskussionen anzuschlagen, wo sie auch nicht weiter von ihrem Standpunkt abweichen als das Nichtveganer tun.

Aber ursprünglich ist der Ausdruck „militant“ natürlich mit dem Wort Militär verwandt und bedeutet soviel wie „als Soldat kämpfen“ Wenn man direkte kritische Veganern so nennen will, dann ist das eben doch ziemlich ironisch. Denn während die „Waffen“ von Veganern meist Worte sind, kann man das Töten und Zerkleinern von Tieren mit Messern, Äxten, Sägen und Maschinen durchaus als physische Waffengewalt bezeichnen.
Wenn man das also als Kampf sehen will, dann sind sind es nicht die Veganer die ihn begonnen haben sondern jene die Tiere töten obwohl sie es nicht müssen. Diese Gewalt wird aber nicht als militant bezeichnet. Man sollte sich daher schon fragen, was in unserer Gesellschaft falsch läuft, und wie wir auf Gewalt konditioniert sind, wenn wir diese nicht als solche wahrnehmen und das Fordern von Gewaltfreiheit als militant bezeichnen.

Hey Veganer, leben und leben lassen!
Hey Veganer, Kühe müssen gemolken werden!