Hey Veganer, Jedem das Seine!

Transkript

Wenn Menschen nicht weiter über eine Thematik nachdenken wollen, nutzen sie gern mal Sprichwörter anstelle von Argumenten. Oftmals passiert es dann auch, dass diese aus einem völlig anderen Kontext gelöst und unpassend verwendet werden. Ein besonders verbreitetes Beispiel dafür ist „Jedem das Seine“. Als Veganer hört man das besonders oft.

Dieser Spruch wird meist so verstanden und verwendet, dass jeder das Recht auf eigene Ansichten, Vorlieben und Handlungsweisen haben solle – und dass andere, die diese nicht teilen, sich daran nicht stören oder Kritik üben sollten. Das klingt – oberflächlich betrachtet – erst mal vernünftig und betont tolerant. Leider ist das als derartig allgemeine Forderung ohne weitere Konkretisierungen ein problematischer Spruch, da man damit beispielsweise durchaus auch berechtigte Kritik an schädlichen Handlungen als „intolerant“ darstellen kann.

„Jedem das Seine“ ist als Spruch zudem auch problematisch da er sehr vorbelastet ist. Denn er wurde schon von den Nazis für ihre Zwecke verwendet und am Eingangstor des Konzentrationslagers Buchenwald von innen lesbar angebracht. Er richtete sich also an die Insassen und wurde dort in der Bedeutung „Jedem, was er verdient“ verwendet. Nun ist Spruch deswegen noch nicht grundsätzlich abzulehnen aber vor diesem diesem Hintergrund ist die Gedankenlosigkeit, mit der er verwendet wird durchaus heikel. Und es zeigt, wie solche Aussagen verzerrt, instrumentalisiert und sinnentfremdet werden können. Denn vor allem entspricht diese Verwendung auch kaum noch der ursprünglichen Bedeutung im antiken Griechenland.

Bei „Jedem das Seine“ ging es zwar auch um Verteilungsgerechtigkeit. Aber vor allem meinte Platon damit, dass jeder für eine gerechte und harmonische Gesellschaft das tun solle, was seinem Wesen, seinen Möglichkeiten und seinen Umständen entspricht. Jeder sollte das tun, was ihm am meisten liegt um zu helfen. Es ging nicht darum, dass jeder rücksichtslos tun und lassen und nehmen können soll, was er gerade möchte.

Wenn man nun aber „Jedem das Seine“ auf das Fleischessen anwendet, versucht man damit quasi das Gegenteil zu rechtfertigen. Man rechtfertigt damit, dass man ANDEREN Lebewesen das IHRE NIMMT: Ihre Freiheit, ihre Unversehrt, ihre Nachkommen, ihr Leben -und man beansprucht das für SICH. Oft hört man nämlich auch die Formulierung „mein Fleisch“ und impliziert damit, dass einem die gewaltsam entrissenen Körperteile von Tieren zustehen. Man rechtfertigt damit also praktisch das komplette Gegenteil von dem, was die Aussage eigentlich bedeutete und maskiert das mit diesem Sinnspruch als Toleranz.

Tatsächlich gehörte dieses Fleisch aber anderen Lebewesen mit eigenen Emotionen, Interessen und Bedürfnissen. Wenn man „jedem das seine“ wirklich aufrichtig meinen sollte, und damit nicht nur meint „Fleisch für mich!“ müsste man den Tieren auch ihr Leben lassen.

Hey Veganer, ich esse auch nur ganz wenig Fleisch! (vom Metzger meines Vertrauens)
Hey Veganer, jeder soll essen, was er will!