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Hey Veganer, Kühe müssen gemolken werden!

Transkript

Dass Veganer keine Milchprodukte konsumieren, wird oft damit kommentiert, dass Kühe doch gemolken werden MÜSSEN und WOLLEN, weil sie sonst Schmerzen haben oder ihre Euter platzen?!…

Dass Milchkühe leiden, ist völlig richtig. Das liegt allerdings unter anderem daran, dass Moderne Milchkühe zu Hochleistungsmilchmaschinen gezüchtet wurden. Um 1850 betrug die jährliche Milchleistung einer Kuh etwa 1.000 Kilogramm. Mittlerweile sind es etwa 8300kg bzw. etwa 23 Kilo täglich. Manche Hochleistungskühe bringen in Spitzenzeiten bis zu 50 kg täglich. Man schätzt, dass die Vorfahren unserer heutigen Rinder etwa 5kg Milch täglich produzierten. Das ist also mittlerweile teilweise die 10fache Menge.
Für diese hohe Milchleistung werden auch Proteinpellets aus gepresstem Getreide gefüttert. Diese für Kühe unnatürliche Nahrung führt oft zu Stoffwechselproblemen. Auch durch die Gabe von Hormonen konnte die Milchausbeute weiter gesteigert werden.
Die Wirbelsäule der Tiere ist aber für so eine Belastung nicht ausgelegt, was sich nicht selten in Rückenschäden äußert.
Die verschiedenen natürlichen Formen und Größen von Euter und Zitzen bringen melktechnische Probleme mit sich. Deshalb wird bei Milchkühen züchterisch das sogenannte »Melkmaschinen-Euter« angestrebt. Dieses wird durch den maschinellen Milchentzug vielfältigen Schädigungen ausgesetzt, und ist dementsprechend auch bei sehr vielen Kühen schmerzhaft entzündet.
Das nennt man Mastitis. Dass das alles extrem belastend für die Tiere ist, sollte klar sein. Nebenbei sorgt das aber auch dafür dass Milch fast immer mit Blut und Eiter versetzt ist. In Milch der Klasse 1 dürfen laut Milchgüteverordnung 100.000 Keime pro ccm Kuhmilch enthalten sein. Wenn bei der Kontrolle mehr Keime gefunden werden, bekommt die Milch die Klasse 2. Bei Eiter und anderen somatischen Zellen liegt der Grenzwert bei 400.000 pro ccm, also bei 40 Millionen Eiterzellen pro Liter. Das ist auch einer der Gründe warum in der Tierhaltung so viele Antibiotika gegeben werden müssen.

Genau wie bei Menschen und allen anderen Säugetieren produzieren Kühe Milch aber nicht einfach nur so. Milch ist Säuglingsnahrung. Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie ein Kind bekommen und wird deshalb zwangsgeschwängert. Dazu wird oft ein Gestell verwendet, dass vom Entwickler „Rape Rack“ genannt wurde. Die dadurch entstehenden Kälber werden im Allgemeinen direkt nach der Geburt weggenommen damit sie uns Menschen die für sie bestimmte Milch nicht wegtrinken. Teilweist dürfen die Kälber die Milch auch gar nicht trinken, da ihre Verdauungsorgane nicht auf den hohen angezüchteten Milchfettgehalt eingerichtet sind und das Infektionsrisiko zu hoch wäre. Zudem könnte die Milchleistung der Mutterkühe nachlassen und eine erfolgreiche Anschlussbesamung verzögert werden.
Statt mit Muttermilch werden die Kälber größtenteils mit Ersatzflüssigkeit ernährt. Kühe haben eine enge Bindung an ihre Jungen und rufen teilweise noch tagelang nach den weggenommen Kälbern. Diese werden dann oft in entsprechenden Boxen gehalten oder mit sogenannten Trinkstopern versehen. Wenn die Kälber damit versuchen zu säugen, tut das der Mutter weh, wodurch sie ausweicht oder das Kalb wegtritt. Diese Saugstopper werden teilweise auch bei ausgewachsenen Kühen verwendet damit diese sich nicht gegenseitig die Milch wegtrinken. Die Kuh produziert in der Laktationsperiode dann Milch für etwa 10 Monate. Früher dauerte die auch nur etwa 6 Monate.
Ein paar Wochen nach der Geburt werden die Kühe erneut geschwängert, damit sie, wenn ihre Milchleistung abnehmen würde, erneut gebären und in eine neue Laktationsphase eintreten. Und die Prozedur beginnt von vorn.
Das führt natürlich auch dazu, dass viel mehr Kälber entstehen, als gebraucht werden. Die meisten Milchkühe sind Einnutzungsrassen die auf die Milchproduktion gezüchtet wurden. Sie sind deshalb für die Fleischproduktion nicht gut geeignet und dafür unwirtschaftlich. Dafür hat man andere Zuchtlinien. Die Kälber werden deshalb auch meist beizeiten getötet und zu Kalbsfleisch verarbeitet. Damit sie möglichst schnell schlachtreif sind, werden sie mit entsprechendem Mastbrei gefüttert und meist nach drei bis fünf Monaten geschlachtet. Oft aber auch schon wenige Tage nach der Geburt. Vor allem die männlichen, die zur Milchproduktion natürlich nicht geeignet sind. Die Bundestierärztekammer schätzt zudem, dass etwa 10% aller geschlachteten weiblichen Rinder trächtig sind. Das heißt, es ersticken in Deutschland jährlich 180.000 ungeborene Kälber. Und das überwiegend gegen Mitte oder Ende der Trächtigkeit.

Diese Dauerschwangerschaft beginnt für die Kühe ab dem zweiten Lebensjahr. Wenn sie die Prozedur der kontinuierlichen Zwangsschwängerungen und der Kälberwegnahme etwa 5 Jahre durchgemacht haben, lässt die Milchleistung nach und die Tiere werden entsorgt, da sie natürlich nur nützlich sind, solange sie Profit abwerfen.

Der Landwirt bezeichnet das als „Abgang“. Die Lebenserwartung einer Kuh würde ansonsten 20 Jahre oder mehr betragen. Die Milchproduktion verschleißt die Tiere also extrem schnell.

Die Milchkuh auf der Weide, wie sie die Werbung gern darstellt, ist die absolute Ausnahme unter den 4,2 Millionen Milchkühen in Deutschland. Die meisten verbringen den Großteil ihres Lebens in riesigen Ställen oder auf von Fäkalien verseuchten Plätzen, die kaum mehr Raum bieten, als der eigene Körper zum Stehen oder Liegen braucht. Die überwiegende Mehrzahl der Milchkühe in Deutschland lebt ganzjährig in Boxenlaufställen beziehungsweise auf gülleverschmutzen Spaltenböden, ohne natürliche Familienstrukturen, körperlich überlastet, oft krank und Schmerzen leidend, eingesperrt in industriellen Tierfabriken, die sie nicht lebendig verlassen werden.

Wenn man argumentiert, dass Kühe gemolken werde müssen, weil sie sonst Schmerzen haben, dann ist das ziemlich zynisch, denn abgesehen von dem ganzen anderen Leid, dass den Tieren durch ihr Leben als Produktionsmaschinen aufgezwungen wird, werden ihnen diese Schmerzen von Menschen ja überhaupt erst zugefügt weil man sie melken will.

Es ist also nicht so, dass wir damit etwas Gutes für die Kühe tun, und damit implizit Veganern unterstellen, dass sie am Leid der Tiere Schuld sind, wenn sie gegen das Melken sind. Wir profitieren von dieser Ausbeutung. Die Tiere sind für Tierwirte und letztlich für uns Konsumenten aber nichts weiter als Produktionsmaschinen und Ware.
Die vermeintlich humane Tierhaltung ist im Grunde eine Illusion und ein Mythos, der von der Werbeindustrie konstruiert und von den Konsumenten als Rechtfertigung bereitwillig hingenommen wird. Man hat es geschafft, Milch mit positiven Assoziationen wie Familie, Kindheit und Genuss aufzuladen. Für die Tiere ist es von all dem das komplette Gegenteil.

Hey Veganer, ihr seid dogmatisch!

Transkript

Die meisten Menschen finden es bewundernswert, wenn andere sich konsequent gegen Ungerechtigkeit und Gewalt engagieren. Außer wenn man Gerechtigkeit nicht nur für Menschen einfordert, sondern auch die empfindungsfähigen Lebewesen einschließt, die andere Menschen gern essen und benutzen wollen.
Dann wird das von so manchen als blinder, religiöser fanatischer Eifer betrachtet und als „dogmatisch“ angeprangert.
Ein Dogma ist eine feststehende Definition oder eine grundlegende quasi unumstößliche Lehrmeinung. Und natürlich ist es kritikwürdig, ohne gute Begründung auf einer Ansicht zu beharren. Aber Dogma wird leider oft auch als als Kampfbegriff für Überzeugungen verwendet, die einem unbequem sind. Damit kann man Ansichten mit denen man sich sonst auseinandersetzen müsste und die die EIGENEN Überzeugungen in Frage stellen und gegen die man vielleicht keine guten Argumente hat, einfach als Religion bezeichnen um sie damit beliebig zu machen, sie abzuwerten und die Vertreter dieser Überzeugung in eine Fundamentalistenecke zu stellen. Menschen werfen oft einfach nur solche Begriffe in eine Diskussion und hoffen, dass diese schon die Arbeit erledigen, statt wirklich sachlich und vor allem selbstkritisch zu argumentieren.
Wenn jemand kein Tiereprodukte konsumiert, weil die Eltern das so gesagt haben, die Großeltern das auch schon nicht getan haben, und weil es alle anderen auch nicht tun und weil es schon immer gemacht wurde und weil es normal ist und man es deshalb unhinterfragt übernimmt, dann könnte man das eventuell als Dogma bezeichnen. Nur ist das bei den allerwenigsten Veganern der Fall, dafür aber bei praktisch allen Fleischessern. Veganer haben sich derzeit, anders als die meisten Nichtveganern, diese Überzeugung selbst angeeignet.
Wenn man Tierausbeutung kritisiert, weil man sehr gut Argumente dagegen hat, dann ist das kein Dogma. Egal wie nachdrücklich und konsequent diese Überzeugung vertreten wird.

An Überzeugungen festzuhalten, die man vernünftig anhand von klar nachvollziehbaren Kriterien erläutern, verteidigen und begründen kann und für die man gute Argumente hat, oder weil Gegenargumente schwach, falsch oder fehlerhaft sind, ist kein „Dogmatismus“. Leidervermeidung im Allgemeinen, Umweltschutz, Ressourceschonung, soziales Verhalten und anderes sind durchaus gute Argumente, während Aussagen wie „Es War schon immer so.“, „Es ist natürlich“, „andere tun das auch“ und „Mir schmeckt’s halt.“ ganze schlechte Argumente für Handlungen sind die unnötiges Leid verursachen.
Wenn man das aber irgendwie ahnt, und keine funktionierenden Gegenargumente hat, wird der Dogmatismus-Vorwurf leider oft frustriert als Totschlagargument verwenden um die Debatte als moralischer Sieger zu beenden.

Zu fordern, dass es in der Kantine jeden Tag Fleisch geben muss, könnte man aber beispielsweise viel eher dogmatisch nennen, wenn man solche religiösen Begriflichkeiten verwenden will. Wenn man sich ansieht, wie explosiv viele Menschen sich über den Vorschlag eines freiwilligen Veggie-Days empören und das als so eine Art vegane Diktatur betrachten, dann scheint Fleisch für viele Menschen eine Art quasireligiöser Fetish zu sein. Und der Veganer ist dabei dann so eine Art Ketzer.

Es hat sich vermutlich noch nie irgendwer dagegen protestiert, dass es nicht jeden Tag Brokkoli gibt, oder dass es letzten Montag nichts aus Getreide gab. Das würden die meisten Menschen berechtigterweise auch sehr grotesk finden.
Aber bei Fleisch legt man völlig andere Standards an, obgleich das ebenfalls auch erst mal nur eine willkürliche mögliche Komponente von vielen ist. (Nur eben eine mit sehr vielen negativen Auswirkungen.)
Man behauptet, auch nur ganz wenig Fleisch zu essen, achtet angblich immer darauf wo es herkommt und hält Veganismus für nicht abwechslungsreich genug, will aber jeden Tag Fleisch in der Kantine.

Tierausbeutung ist so tief in unserer Kultur und unseren Glaubenssätzen verankert, dass die meisten Menschen nicht realisieren, dass man sie ebenfalls als „Dogmatiker“ bezeichnen könnte. Nur dass dieses Dogma unnötiges Leid, Tod, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung verursacht, während das vermeintliche Dogma des Veganismus solche Dinge reduzieren oder verhindern würde.
Ersteres ist durch seine Allgegenwärtigkeit aber wesentlich subtiler und oft geradezu unsichtbar denn es kleidet sich ja gerade in den Mantel der „Normalität“. Und wenn man etwas das man als normal bezeichnet, mit „richtig“ oder „gerechtfertigt“ gleich setzt und Abweichungen verhindern oder bekämpfen will, kann das sogar ein besonders starkes Dogma sein. Normal bedeutet nicht gleich undogmatisch. Es ist oftmals sogar die Voraussetzung für ein Dogma und eine Eigenschaft davon.

Wenn nun Einzelpersonen eine Überzeugung wie den Veganismus vertreten, ohne gute Argumente dafür zu haben, kann man das natürlich erst mal kritisieren. Daraus folgt aber nicht automatisch, dass die Überzeugung selbst nicht begründbar ist und dass man diesen eventuellen Dogmatismus dann auf auf alle anderen Vertreter der Überzeugung oder auf die Überzeugung selbst übertragen kann.
Wenn man sich wirklich herablassen muss, die möglichst konsequente Ablehnung von unnötiger Gewalt und das Kritisieren von Tierausbeutung, Leidverursachung, Umweltzerstörung und Ressourcenverschwendung trotz sehr guter Begründungen, pauschal Dogma zu nennen, dann ist das zumindest vielleicht das beste Dogma was man haben kann und wohl eines der wenigen die etwas Gutes bewirken. Und es ist sicherlich besser als egoistische Dogmen wie: „Jeder soll machen was er will, egal wie viel Gewalt, Ausbeutung, Leid und Ungerechtigkeit er damit verursacht.“ Mit so einer Argumentationskultur könnte man jede einigermaßen überzeugte Aussage, auch wenn sie irgendwo zwischen zwei Standpunkten liegen sollte, als Dogma bezeichnen. Das hat aber mit einem sachlichen Diskurs und redlichem Argumentieren nicht viel zu tun.
Man sollte sich auch nicht zu sehr selbst dafür auf die Schulter klopfen, vermeintlich undogmatisch zu sein, denn die eigenen Dogmen erkennt man meist nicht als solche.
Und oft ist „undogmatisch“ nur ein beschönigender Ausdruck für gleichgültig, inkonsequent oder willkürlich. Und das ist in vielen Fällen mindestens so verheerend wie dogmatischer Glaube.

Hey Veganer, wie erkennt man, dass jemand vegan ist? *lol*

Transkript

„Woran erkennt man einen Veganer?
Keine Sorge, er wird es dir sagen.“

Dieser Witz hat sich in letzter Zeit zum Standardkommentar so mancher Fleischesser entwickelt. Man könnte schon fast fragen: Woran erkennt man einen Fleischesser? Keine Sorge, er wird dich fragen, woran man einen Veganer erkennt.

Da der Witz so inflationär verwendet wird und spätestens dadurch irgendwann auch nicht mehr witzig ist, kann man ihn ja mal ganz kritisch und humorbefreit analysieren
Dann fällt unter anderem auf, dass Menschen die Tierprodukte essen, in der Regel AUCH kein Geheimnis daraus machen und dass diese ja meist mehrmals täglich über nichtveganes Essen und nichtvegane Dinge sprechen oder diese tun. Nur ist den Menschen das nicht bewusst, da das für sie ihre Lebensrealität ist, sie das als den Normalzustand betrachten. Und da stellt man sich eben nicht die Frage, wie oft man so etwas eigentlich tut und sich damit zu erkennen gäbe, wenn es nicht ohnehin die Norm wäre.

Natürlich gibt es vegane Aktivisten die sich gegen Tierausbeutung engagieren, aktiv Missstände kritisieren und für den Veganismus eintreten -wie für viele andere Anliegen auch, und dazu muss man selbstverständlich Menschen konfrontieren. Aber entgegen der öffentlichen subjektiven Wahrnehmung erzählen nur wenige noch bevor sie sich vorgestellt haben ungefragt jedem von ihrem Veganismus um sich wichtig zu machen. Wenn man Veganern als Motivation aber einfach Geltungsbedürfnis und Wichtigtuerei unterstellt, kann man es sich einfach machen kann. Denn damit lässt sich viel einfacher umgehen als mit tatsächlichen ethischen Anliegen, die die eigenen Überzeugung und Handlungen in Frage stellen könnten. Veganismus ist für ethisch motivierte Veganer eben meist keine Privatangelegenheit, die sie nur für sich selbst tun. Und da ist man dementsprechend auch nicht damit zufrieden, selbst ein besseres Gewissen zu haben, da es eben um die tierischen Opfer geht und nicht um das eigene Seelenheil. Und es wäre dann widersinnig, das für sich zu behalten. Viele Menschen würden ja mindestens genau so direkt sein, wenn sie sich gegen Menschenrechtverletzungen, Krieg oder Politikerwillkür einsetzen. Und zwar spätestens immer dann, wenn sie damit konfrontiert werden. Das ist bei Veganern praktisch permanent der Fall. Wir leben in einer Gesellschaft in der Tierausbeutung allgegenwärtig ist. Und solange man solchen Anliegen zustimmt oder sie einen nicht betreffen, stört das auch nicht weiter. Aber Veganismus setzt das um, was viele Menschen selbst zu vertreten glauben: Dass es Unrecht ist, schwächeren und wehrlosen Individuen Leid zuzufügen. Nur ist er dabei konsequent und zeigt dadurch die ganzen Ausnahmen auf, für die wir uns Rechtfertigungen konstruiert haben. Das ist unbequem und provozierend und fällt überdurchschnittlich auf, egal ob das beabsichtigt wird.

Aber an vielen Stellen kommen Veganer auch gar nicht umhin, ihren Veganismus zu erwähnen. Viele Nichtveganer erzählen auch regelmäßig von irgendwelchen Fleischgerichten, weil sie nicht wissen, dass man vegan lebt, oder teilweise ungeachtet dessen. Da kommt man auch nicht umhin zu erwähnen, dass man vegan ist, wenn man sich das nicht permanent anhören will. Und als Veganer will man das wirklich nicht. Und wenn man keine Tierprodukte konsumiert, muss man das Menschen die einem welche zubereiten oder vorsetzen würden, natürlich rechtzeitig sagen. Es lässt sich also oft gar nicht vermeiden.

Leider ist es aber auch nach mehrmaligem ausdrücklichen Erklären nicht selten so, dass man trotzdem etwas unveganes vorgesetzt bekommt. Auch Gastronomen sind teilweise von der Bitte um etwas ohne Tierprodukte komplett überfordert. Oft ist die Speisekarte das einzig vegane im Restaurant. Und dann muss man natürlich versuchen, das genau zu erklären, auch wenn das nervig für alle Beteiligten ist

Wir Menschen akzeptieren vermeintliche Bestätigungen für Dinge die wir ohnehin glauben oder glauben wollen eher und halten diese für stärker als Indizien die auf das Gegenteil hinweisen. Das nennt man confirmation bias. Wenn man also Veganer nervig findet und ein Veganer nervt, nimmt man das eher als Bestätigung für diese Überzeugung, als dass man einen oder mehrere zurückhaltende Veganer als Beleg für das Gegenteil nimmt. Hinzu kommt, dass die Veganer die ihren Veganismus nicht erwähnen ja gar nicht wahrgenommen werden und man dadurch gar nicht weiß, dass sie welche sind. Der Witz liegt also nicht zuletzt in der eigenen verzerrenden Wahrnehmung begründet.

Wenn bekannt wird, dass man vegan lebt, wird man oft automatisch in die typischen Debatten verwickelt und muss sich immer wieder die gleichen Kommentare anhören und wird gefragt warum. Häufig wollen die Fragenden gar keine wirkliche Antwort darauf, sondern sehen nur eine Gelegenheit die naiven Veganer darüber aufzuklären wo ihre vermeintlichen Fehler liegen und warum Veganismus Blödsinn ist. Und es ist für viele ein Anlass mit Diskussionen und Rechtfertigungen zu beginnen oder den Lieblings-Veganerwitz, zum Besten zu geben.

Ähnlich sieht es aus, wenn irgendwo über über Veganismus berichtet wird. Im Internet weiß man schon vorher, was einen da erwartet. Da wird sich ausgelassen über die dummen sektierischen naiven Veganer und man macht dem Frust über das selbstgerechte linksversiffte Gutmenschenpack mal so richtig Luft. Man bringt die Standardwitze, die üblichen Argumente und erklärt, dass Veganer nerven und dass jeder doch machen soll was er will und so weiter. Das ist alles mindestens so vorhersehbar wie vermeintlich mitteilungsbedürftige Veganer.

Man könnte genau so fragen: Woran erkennt man einen passionierten Fleischesser?

– Er kommentiert unter jedem Artikel, in dem das Wort Veganismus vorkommt, mit einem Fleischgericht.
– Er isst angeblich trotzdem auch nur ganz wenig Fleisch, und auch nur vom Metzger des Vertrauens wo er weiß, dass es den Tiere gut geht.
– Er hält moralisierenden Vorträge darüber, wie nervig moralisierende Vorträge sind.
– Er hält Löwen und Urmenschen für gute moralische Vorbilder
– Obwohl ihn Tierleid nicht wirklich interessiert, entwickelt er spontan eine große Sorge um das Leid von Pflanzen.

Das könnte man noch lange fortsetzen. Wenn man das schon nicht lustig findet, dann kann man sich ja sicherlich vorstellen, wie es erst aussieht, wenn man diese Sprüche mehrmals wöchentlich hört.

Das war jetzt eine schrecklich lange Erklärung für einen schrecklich kurzen Witz und bestätigt sicher so manchen, der sich vorgenommen hat das zu glauben, darin, dass humorlos, verkniffen und frei von Lebensfreude sind. Aber anderen zeigt es vielleicht, dass das Thema eben doch komplexer ist, als man sich das vorstellt und dass man statt unorigineller Witze über andere, sich lieber ein paar originelle Gedanken über sich selbst machen sollte.

Hey Veganer, ich akzeptiere eure Meinung auch!

Transkript

Als Veganer muss man ja meist nicht viel tun, damit Fleischesser sich moralisch angegriffen und in ihrer Meinung bedroht fühlen. Oft reicht dafür schon die bloße Existenz. Wenn man etwas unterlässt, weil man es unethisch findet – etwa den Verzehr von Tierprodukten – und dieses unterlassene Verhalten aber ein wichtiger Teil der Überzeugung und des Lebens eines anderen Menschen ist, dann ist man schon fast automatisch ein personifizierter Vorwurf. Und diese teils impliziten Vorwürfe werden dann oft mehr oder weniger instinktiv auch mit einer entsprechenden Gegenkritik zu kontern versucht. Relativ reflexhaft fällt die Wahl dabei meist auf den Vorwurf der Intoleranz und Respektlosigkeit. Es wird Respekt und Akzeptanz für die eigene Meinung gefordert und darauf hingewiesen, dass man als Fleischesser die Meinung von Veganern ja auch akzeptiert.

Und oberflächlich betrachtet, klingt sowas ja auch erst mal wirklich vernünftig. Aber der Vorwurf der vermeintlichen Respektlosigkeit wird oft vorgeschoben um sich als moralischer Sieger aus einer Diskussion zu verabschieden die man nicht anders gewinnen kann. Kritik an einem so grundlegenden Verhalten kann verständlicherweise sehr provokativ wirken und man versucht dann zur Verteidigung reflexartig ebenfalls etwas vermeintlich unmoralisches anzuprangern und da liegt das Kritisieren des Nichtakzeptierens anderer Meinungen ja nahe.

So einfach funktioniert das aber nicht. Ein Hauptproblem besteht darin, dass die beiden Handlungsweisen -also vegane und unvegane Ernährung – ja meist einfach als „Essverhalten“ zusammenfasst werden, als zwei vermeintlich gleichwertige Alternativen unter denen jeder Mensch frei wählen kann. Aber wenn man diese Sache weiterdenkt, zeigt sich, dass diese zwei gegensätzlichen Positionen eben trotzdem NICHT gleichwertig sind. Gewaltlosigkeit ist nicht auf einer Stufe mit Gewaltausübung. Ausbeutung ist nicht gleichwertig mit Gerechtigkeit. Sklaverei ist nicht gleichberechtigt mit dem Recht auf Freiheit. Wenn jemand gegenüber Veganern so tolerant betont, dass er deren gewaltfreie Ernährung akzeptiert, folgt daraus noch lange nicht automatisch, dass im Gegenzug seine mit Gewaltausübung verbundene Ernährung ebenso akzeptiert oder respektiert werden muss. Die Toleranz von Gewalt ist etwas anderes als die Toleranz von Gewaltfreiheit. Wenn also ein Fleischesser Veganer akzeptiert, ist das ja zunächst mal keine moralische Leistung – auch wenn Veganer oft als nervend wahrgenommen werden. Die Forderung, Gewaltausübung zu tolerieren, ist hingegen schon ziemlich viel verlangt und auf einer ganz anderen Stufe.

Es ist schon verständlich, dass man sich auf emotionaler Ebene durch solche Aussagen leicht angegriffen fühlen kann und eine Opferrolle einnimmt. Die wahren Opfer hierbei sind aber die Tiere, nicht die Menschen deren Meinung kritisiert wird. Natürlich möchte man, dass die eigene Meinung akzeptiert wird – aber Veganern geht es ja nicht primär darum, dass sie selbst und ihre Meinung akzeptiert werden, sondern die Bedürfnisse der Tiere, bei denen das eben nicht der Fall ist. Es sind nicht nur die zwei diskutierenden Parteien beteiligt. Die entscheidende dritte Partei um die es dabei eigentlich geht und die selbst keine Stimme hat, wird dabei meist ausgeblendet. Es wäre ja willkürlich zu sagen: „Du respektierst zwar Bedürfnisse, Wünsche und Rechte anderer Lebewesen nicht, aber solange du MICH respektierst, respektiere ich deine Respektlosigkeit anderen gegenüber. Das ist aber genau das, was in dieser Aussage drin steckt.

Man wäre ja beispielsweise auch zurecht empört, wenn ein Mensch der seine Kinder schlägt, argumentieren würde, dass er ja schließlich auch respektiert, dass andere ihre Kinder NICHT schlagen. Und dass man ihn also nicht verurteilen dürfe, da das intolerant wäre. Es geht bei der Angelegenheit eben nicht nur um die zwei diskutierenden Personen. Das heißt nicht, dass diese Themen – Gewalt gegen Kinder und Gewalt gegen nichtmenschliche Tiere – identisch seien, aber es heißt, dass diese Art der Argumentation nicht funktioniert weil es erstens um an der Diskussion nicht beteiligte Dritte geht und Gewalt und Gewaltfreiheit in einer zivilisierten Gesellschaft eben keine gleichwertigen Optionen sind.

Man muss nicht jede Meinung unkritisiert stehen lassen und akzeptieren. Insbesondere dann nicht, wenn diese Meinung Leid und Unterdrückung verteidigt oder ausbeuterische Handlungen zu rechtfertigen versucht. Nun kann man vielleicht der Meinung sein, dass Formen von Diskriminierung und Unterdrückung gegenüber Menschen unethisch sind, das Töten von Tieren aber aus irgendwelchen Gründen nicht, weshalb man ersteres kritisieren darf, letzteres aber akzeptieren muss. Aber damit würde man behaupten: Ich darf kritisieren, wenn du Menschenleid verursachst, aber du musst akzeptieren, wenn ich Tierleid verursache. Und wenn man das von Veganern fordert, fordert man ja, dass die eigenen moralischen Überzeugungen für diese ebenfalls zu gelten haben. Oder anders ausgedrückt, genau das was man Veganern immer vorwirft: Man will Ihnen die eigene Meinung aufzwingen. Das ist nicht grundsätzlich abzulehnen. Schließlich zwingt man auch einem Dieb seine Meinung auf, wenn man ihn davon abhält, jemand zu bestehlen. Und wir haben Gesetze die auch genau so etwas tun. Und das ist meist auch gut so. Aber wenn man der Meinung ist, dass so etwas notwendig ist, muss man das verdammt gut begründen. Beispielsweise damit dass man Leid und Unrecht damit verhindert.

Einfach nur auf die eigene Meinung zu pochen, verhindert zudem konstruktives, rationales und vor allem selbstkritisches Diskutieren.
Und andere Formen des Diskutierens sind ziemlich wertlos weil sie willkürlich sind und weil man damit auch notwendige, ethisch sinnvolle gesellschaftliche Änderungen kaum erreichen wird.

Die Vorstellung, dass alle Meinungen gleichwertig sind, ist eine verzerrte Vorstellung von Toleranz und Gleichheit. Oft wird ja schon bei streitenden Kindern ein beschwichtigendes „Alle haben ein bisschen Recht.“ vorgetragen. Manchmal ist das so. Aber wenn man das einfach behauptet ohne die Sachverhalte zu prüfen, um Streitigkeiten zu beenden, bestärkt leider die falsche, verbreitete Ansicht, dass es keine falschen oder schlechten Meinungen geben kann und dass alle Ansichten gleichermaßen gerechtfertigt sind.

Paradoxerweise vertritt man dann aber doch wieder verschiedene Ansichten davon was richtig oder falsch ist: Dass etwa das das Nichtakzeptieren anderer Meinungen falsch ist. Das ist ja ebenfalls eine Meinung von der man fordert, dass andere sich daran halten.

Solange Menschen sich das Recht herausnehmen, empfindungsfähige Lebewesen zu töten, steht anderen mindestens das Recht zu, das zu kritisieren. Mit welcher Begründung will man Veganer auffordern, nicht mehr zu kritisieren? Mit Kritik muss man umgehen können, sie prüfen und – wenn sie gerechtfertigt ist – die Konsequenzen daraus ziehen; auch wenn das heißen mag, sich von gewohnten oder anerzogenen Verhaltensweisen zu verabschieden. So einen reifen und rationalen Umgang mit Kritik einzufordern, hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun.

Hey Veganer, Ich lasse mir nicht eure Meinung aufzwingen!

Transkript

Wir Menschen neigen dazu, an allen möglichen Stellen unsere Meinung kund zu tun und die Aussagen und Handlungen anderer zu kritisieren. Und das ist prinzipiell auch völlig in Ordnung, wenn es um wichtige Themen geht und man seine Kritik gut begründen kann. Kritik ist wichtig, um Missstände zu beseitigen und es gehört es zum politischen und gesellschaftlichen Miteinander, Meinungen auszutauschen, sie zu kritisieren, sie zu prüfen und im Idealfall seine eigene Meinung dem besseren Argument anzupassen.
Aber wenn wir aber SELBST kritisiert werden, legen wir leider oft andere Maßstäbe an als wenn wir kiritisieren. Wenn ein Veganer den Konsum von Tierprodukten kritisiert, wird das bemerkenswert häufig als das „Aufzwingen von Meinungen“ oder „Meinungsfaschismus“ angeprangert.
Oft passiert das im fortgeschrittenen Stadium von Diskussionen.
Wenn die Rechtfertigungen für das Fleischessen widerlegt wurden, wird oft so eine Art „Notbremse“ in der Diskussion gezogen, die es scheinbar ermöglicht, alle vorherigen Argumente von Veganern für irrelevant zu erklären.
Teilweise wird damit auch vorauseilend versucht, Kritik und Kritiker bereits negativ zu darzustellen und Diskussionen schon im Ansatz abzuwürgen.
Das passiert meist eher reflexhaft als geplant aber oft ist es so, dass Fleischesser sich nicht wirklich intensiv mit den ethischen Auswirkungen ihrer Überzeugung auseinandergesetzt haben, da die Überzeugung, dass Fleischessen in Ordnung ist, ist ja in der Regel eine Meinung ist, die man von klein auf anerzogen bekommt. Und solche anerzogenen Ideologien sind meist tief verankert und werden als völlig normal betrachtet, weshalb man sie nur selten und ungern hinterfragt. Wird man dann mit Argumenten und Aussagen konfrontiert, die diese verwurzelten und eher unbewussten Denk- und Handlungsweisen kritisieren, ist man teilweise überfordert und dementsprechend nicht wirklich in der Lage die eigenen Handlungen argumentativ zu begründen. Und eine der häufigen Reaktionen darauf, ist, dass kurzerhand auf das Recht auf die eigene Meinung verwiesen wird.

Unter einer Meinung versteht man eine Form des Fürwahrhaltens, die eher dem GLAUBEN als einem tatsächlichen WISSEN ähnelt. Wobei es natürlich Übergänge gibt: Es gibt gut belegte und kritisch durchdachte Meinungen die auf harten Fakten und rationaler Schlussfolgerung basieren. Und es gibt am anderen Ende des Spektrums solche, die eher auf Hörensagen, Bauchgefühl, anerzogenen Einstellungen, Vorlieben oder auf Wunschdenken basieren. Viele Menschen haben Meinungen zu Themen, über die sie nicht wirklich etwas wissen. Und je weniger man weiß, um so mehr Meinung hat man leider oft. Und leider fehlt bei vielen Menschen ein aufgeklärtes Verständnis davon, was Meinungsfreiheit bedeutet. Dieses Grundrecht besagt lediglich, dass man jede beliebige Meinung haben und äußern darf. Das bedeutet jedoch nicht, dass jede Meinung gleichermaßen richtig wäre oder dass man jede Meinung UNWIDERSPROCHEN in den Raum stellen könnte; dass also niemand diese Meinung kritisieren dürfe. Im Gegenteil: Meinungsfreiheit gibt einem das Recht, Handlungen die man für unethisch hält, zu kritisieren und sie bedeutet, dass auch Kritik an Meinungen eben nicht unterdrückt wird. Wenn jemand Respekt für seine Meinung einfordert, dann muss er auch die Meinung respektieren, dass seine Meinung „kritikwürdig“ gefunden wird. Die Überzeugung, dass die Ausbeutung und das Töten empfindungsfähiger Lebewesen Unrecht ist und kritisiert werden muss, ist ebenfalls eine Meinung die von der Meinungsfreiheit gedeckt wird.

Ein weiterer ganz gravierender Fehler, der dabei immer gemacht wird: Man setzt Meinung und Handlung gleich. Das Töten und Ausbeuten von Tieren ist aber keine Meinung. Es basiert auf der Meinung, dass dies gerechtfertigt ist, aber es ist eine Handlung. Und eine Handlung ist eben nicht das Gleiche, wie die bloße Meinungsäußerung. Aus der Meinungsfreiheit folgt nicht, dass man alles tun darf. Es bedeutet weder zivilgesellschaftlich noch vor dem Gesetz, dass man alle Handlungen akzeptieren muss, die aus gutem Grund für Unrecht gehalten werden.

Das vielleicht zynischste an diesem Einwand ist aber, dass die Fleischesser, die anprangern, dass man ihnen eine Meinung aufzwingen wolle – in dem Fall die Meinung, dass Gewalt und Ausbeutung aus egoistischen Gründen Unrecht sind – diejenigen sind, die Tieren Gefangenschaft, Gewalt und den Tod „aufzwingen“ und dieses „Aufzwingen“, also diese Handlung, als Meinungsfreiheit bezeichnen oder sie damit rechtfertigen wollen.
Aber selbst, wenn einem Menschen Tierleid egal ist, hat die Meinung, dass es in Ordnung ist, Tiere zu essen auch auf andere Menschen erheblichen Einfluss. Durch unsere Tierausbeutung hier berauben wir auch Menschen in anderen Erdteilen ihrer Existenzgrundlage. Das ökologische Gleichgewicht der Meere wird durch Überfischung zerstört, riesige Flächen Regenwald werden gerodet und massive Sumpflandschaften werden trockengelegt, um Anbauflächen für Futtermittel zu schaffen. Das setzt dann große Mengen Treibhausgase frei, die die Erwärmung des Weltklimas zusätzlich beschleunigen. Und das führt wiederum dazu, dass es weltweit noch mehr Klimaflüchtlinge geben wird – also Menschen, die aufgrund der sich verändernder klimatischer Bedingungen GEZWUNGEN sein sind ihre Heimat zu verlassen, um nicht zu verhungern. Man sollte sich vielleicht die Frage stellen, ob man das Argument, dass man sich keine Meinung AUFZWINGEN lässt, einem solchen Menschen ins Gesicht sagen würde. Wenn aus Meinungen Handlungen folgen, die andere Individuen schädigen, kann man das eben nicht mehr einfach mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit rechtfertigen.

Wenn man es drastisch formulieren wollte, könnte man auch sagen: „Wenn jemand ernst genommen werden will, hat er nicht das Recht auf jede beliebige eigene Meinung. Er hat – zumindest in einer gesellschaftlichen Debatte – nur das Recht auf Meinungen, für die er valide Argumente hat.“ Alles andere wäre bloße Willkür. Und gerade die kann im ethischen und politischen Bereich ja niemand wollen. Willkürliche Behauptungen würde man Veganern ja auch ganz schnell heftig ankreiden. Und das völlig zurecht. Die Aussage „Ich habe das Recht auf meine eigene Meinung.“ wird viel zu oft einfach nur verwendet, um Überzeugungen zu schützen, die man nicht rational verteidigen kann. Es wird dann einfach nur eine Umschreibung für: „Ich kann sagen und denken (und demzufolge tun) was ich will und muss dafür keine Argumente liefern!“ Und dass andere sich einem so willkürlich gegenüber verhalten, will ja auch niemand, was dieses Argument so unredlich macht. Zur Verteidigung versuchen viele Nichtveganer vegane Argumente und Handlungen komplett zu zerlegen und irgendwo Fehler und Inkonsequenzen zu finden – aber für sich selbst beanspruchen sie oft einfach nur, eine eigene Meinung haben zu dürfen und gehen davon aus, dass das auszureichen hat.
Veganer werden in diesem Zusammenhang ja auch oft dafür kritisiert, dass sie ihre Meinung für die einzig richtige halten. Das mag für dieses Thema teilweise sogar stimmen, und diese ablehnende Reaktion ist auf emotionaler Ebene schon verständlich. Aber wenn man das zu Ende denkt, ist das kein valides Argument. Es geht dabei ja nicht um Musikgeschmack oder Kleidungsstil wo niemand anders beeinträchtigt wird und wo das tatsächlich absurd wäre. Aber Geschmack und Ethik sind unterschiedliche Kategorien.
Ob Fleisch schmeckt, ist eine Frage des Geschmacks. Ob es Leid verursacht nicht. Das ist ein Fakt. Und ob man das Recht dazu hat, ist eine ethische Frage. Wenn wir nicht völlig gleichgültig und egoistisch sind, haben wir alle auch Meinungen, die ethische Überzeugungen widerspiegeln, die wir in manchem Bereich für alternativlos und für die einzig richtige halten. Diesen Maßstab legen wir dann nicht nur an uns selbst an, sondern auch an andere. Kaum jemand würde wohl sagen, dass das Sklaverei eine Meinung ist, die man respektieren müsse. Weil Sklaverei eben keine individuelle Geschmacksfrage ist, sondern ein Verhalten wodurch objektiv sichtbares Leid an anderen Individuen verursacht wird. Den Begriff „Meinung“ kann man also nicht so undiffernziert verwenden, denn Meinungen reichen von persönlichen Geschmacksfragen, die niemanden weiter schaden, bis zu Grundlagen für Entscheidungen, die gravierende negative Auswirkungen auf andere haben. Das ist beim Konsum von Tierprodukten klar der Fall. Und damit geht einher, dass man die Meinung sehr wohl plausibel „verteidigen“ und nicht nur „haben“ muss. – jedenfalls wenn man erwartet, dass sie respektiert wird.

Natürlich sollte jeder das Recht auf seine eigene Meinung haben. Und in der Regel kann einen hier glücklicherweise niemand davon abhalten, zu denken und zu sagen, was man will, selbst wenn es kompletter Unsinn sein sollte. (Von berechtigten Ausnahmen wie etwa Volksverhetzung natürlich mal abgesehen.) Aber das Recht auf eine eigene Meinung bedeutet nicht, dass man das Recht auf Kritikimmunisierung hat und sich niemandem gegenüber verantworten muss.

Die Meinungsfreiheit ist ein Recht das erst erkämpft werden musste, und zwar nicht von Menschen die die Klappe gehalten haben, um anderen nicht unbequem zu sein. Wenn man
Rechte erkämpfen möchte, wie eben das Recht auf Meinungsfreiheit oder auch Tierrechte, ist es nun mal nötig andere Meinungen die man für Unrecht hält, immer wieder zu konfrontieren.

Hey Veganer, Ist Sperma vegan?

Transkript

Wenn man Veganer wird, muss man auch das Sexualverhalten umstellen. Fleischeslust ist tabu und zulässig ist nur noch Blümchensex oder wie der Experte sagt: Floralverkehr.

Die Erwähnung des Veganismus löst bei Menschen verschiedene Reflexe aus. Als Veganer ist man immer noch recht exotisch und oft werden auch die Gründe für den Veganismus nicht wirklich verstanden, was bei Menschen zu seltsamen Vorstellungen über Veganer führt und verschiedene Fragen aufwirft.

Manche Menschen fragen sich beispielsweise, ob Sperma vegan ist, bzw. ob Veganer und Veganerinnen „schlucken“ dürfen.
Diese stellt man sie sich ja bequemerweise gern als lustfeindliche Spaßbremsen vor und reißt auf der Grundlage solcher Klischees dann auch gern mal diverse Flachwitze.
Oft fragt man das nur aus Spitzfindigkeit, weil man es originell und lustig findet oder weil man damit gern provozieren möchte. Und teilweise hält man es wirklich für ein Argument, welches die Inkonsequenz von Veganern aufzeigt und worauf man eigentlich keine Antwort erwartet. Aber gehen wir mal davon aus, dass Interesse an der Antwort besteht.

Die Frage ob Veganer etwas DÜRFEN, ist eine ungünstige Formulierung. Man könnte zwar fragen, ob man dies und jenes tun kann oder darf, wenn man der Definition „Veganer“ entsprechen will, aber in erster Linie unterstellt das Wort „dürfen“ sehr stark ein Dogma. Es gibt aber keine vegane Bibel und keinen veganen Papst bzw. irgendwelche verbindlichen Vorschriften oder Regelungen.
Der Begriff „dürfen“ wäre vielleicht auch noch angemessen, wenn man sich darauf bezieht, ob man als Mensch das Recht hat, empfindungsfähigen Lebewesen Schaden zuzufügen. Das wäre dann aber nicht nur auf Veganer beschränkt.
Der Begriff „Veganer“ ist eher deskriptiv, also beschreibend. Das heißt, man bezeichnet so Personen, die Tierprodukte ablehnen.
Das kann man sich beispielsweise mit dem Rauchen veranschaulichen. Nichtraucher fragt man in der Regel ja auch nicht ob sie Zigaretten rauchen DÜRFEN. Denn natürlich DÜRFEN sie erst mal. Man wäre dann nur kein Nichtraucher mehr und dass man einer ist, ergibt sich eben daraus, das man es nicht tut.

Veganer essen also grundsätzlich erst mal nichts, das vögeln kann oder das dadurch entsteht. Aber nicht weil sie es nicht dürfen, sondern weil es nicht wollen und Tierleid vermeiden möchten. Letzteres ist bei ethisch motivierten Veganern aber im Allgemeinen das Entscheidende.
Paradox ist übrigens, dass einige Nichtveganer sich dagegen wehren, dass Menschen auch Tiere sind, Sperma dann aber offenbar doch als Tierprodukt sehen.
Und das ist es tatsächlich auch, da der Mensch ja auch ein Tier ist. Wenn man so argumentiert, dann ist aber alles was ein Mensch hergestellt hat, immer ein Tierprodukt. Das ist zwar inhaltlich richtig aber kein sinnvolles Kriterium. In diesem Fall ist das eben ein Produkt, das von einem mündigen Tier, also einem erwachsenen Menschen freiwillig gegeben wird.
Würde das Sperma gewaltsam genommen, wie es bei nichtmenschlichen Tierprodukten in der Regel der Fall ist, wäre das wieder eine völlig andere Situation. Es handelt sich dabei also nicht um ein Tierleidprodukt sondern um ein Tierspaßprodukt. Ein bisschen wie bei einem Hund der einen vor Freude ansabbert.
Die Frage ob man darf, ist also wenig sinnvoll und die Frage ob Veganer und Veganerinnen schlucken, kann man nur mit „manche“ beantworten weil das natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks ist -sozusagen.

Man kann den Geschmack von Sperma übrigens mit verschiedenen Nahrungsmitteln beeinflussen. Knoblauch ist eher ungünstig.
Aber Ananas verbessert den Geschmack von Sperma. Ob das andersrum auch funktioniert, muss jeder selbst entscheiden.

Hey Veganer, Ich habe mich nicht an die Spitze der Nahrungskette gekämpft, um Gemüse zu essen!

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Wenn ein Fleischesser sagt, dass er sich nicht an die Spitze der Nahrungskette gekämpft hat um Gemüse zu essen, dann ist das natürlich erst mal kein ernsthaftes Argument und kein Versuch rational zu debattieren, sondern eher einer der zahlreichen Standardwitze. Oft sind Aussagen dieser Art aber auch mehr oder weniger ernst gemeint und es steckt leider eine ziemlich problematische Überzeugung dahinter.
Zunächst mal hat eine Kette ja nicht wirklich eine Spitze. Aber vor allem sind die trophischen Beziehungen in realen Ökosystemen sind niemals so linear sondern viel komplexer – weshalb man eigentlich von einem NahrungsNETZ sprechen muss.
Das zeigt aber schon, wie begrenzt unsere Wahrnehmung auch in diesem Bereich ist. Man betrachtet damit praktisch nur einen kleinen Teil der den Menschen selbst als „Spitze“ oder „Zentrum“ der Ökologie sieht und blendet die Gesamtzusammenhänge aus. Und die Überzeugung in einem in sich geschlossenen System an der Spitze zu stehen, in dem es auf Dauer ohne katastrophale Folgen gar keine Spitze geben kann, sagt bereits einiges über uns aus. Tatsache ist aber: Wir sind lediglich ein Teil in einem voneinander abhängigem Netz aus komplexen aber empfindlichen Ökosystemen auf wir existenziell angewiesen sind.

So wie der Spruch formuliert ist, soll er ja in erster Linie trotzig und lustig sein. Das geht dann leider zu Lasten der inhaltlichen Richtigkeit denn natürlich hat sich kein einzelnes Lebewesen an seine Stelle der vermeintlichen Nahrungskette „gekämpft“. Der Punkt im Nahrungsnetz an dem es sich befindet, ist kein persönlicher Verdienst sondern Zufall. Ebenso wie ein Mensch zufällig vielleicht ein Mann, zufällig hellhäutig oder zufällig im 20. Jahrhundert oder in Deutschland geboren wurde. Er selbst hat dazu nichts beigetragen. Nichts davon ist ein eigener Verdienst. Es ist nichts schändliches daran, da niemand etwas dafür kann, wo und als was er geboren wurde, aber eben auch nichts worauf man stolz sein sollte oder worauf man sich was einbilden kann.
Vielen Menschen ist gar nicht bewusst welchem Glücksfall sie es verdanken, in ihrer überlegenen Position zu sein. Und sie erkennen das nur auf eine verzerrte und begrenzte Art. Sie glauben – zumindest unterbewusst – die Macht, über die sie verfügen, sei eine Selbstverständlichkeit – verliehen durch göttliche Vorsehung, die wohlwollende Evolution oder – wie in diesem Fall – laut eigener Aussage wohl sogar durch „Kämpfen“, also „eigene Tüchtigkeit“. Und viele Menschen stellen die Ausübung dieser Macht dann eben auch nicht weiter in Frage.
Für das, was man ist, gibt es aber keine Notwendigkeit oder innere Logik. Wenn man das erkannt hat, kann man versuchen, Ungerechtigkeiten oder ungünstige Umstände zu korrigieren und gegen Willkür vorzugehen. Niemand sollte die Macht missbrauchen, die ihm durch einen kosmischen Zufall zugefallen ist. Die Wahrscheinlichkeit, NICHT in der Machtposition zu sein, ist beinahe unendlich größer. Solchen Überlegungen stellt man sich aber meist nur in Fiktionen wie etwa Kinofilmen. Da ist der Mensch manchmal der Unterlegene und befindet sich in der jener Position, in der sich heute die nichtmenschlichen Tiere befinden. Oft sind die Überlegenen Aliens, Monster oder auch Maschinen. Daran erkennt man, dass wir durchaus ein Gespür dafür haben, dass unsere Machtposition Zufall ist. Aber wie so vieles unterdrücken wir das gern, b.z.w. ignorieren die ethischen Implikationen, die sich daraus ergeben würden. In den Filmen sympathisieren wir im Allgemeinen mit den Freiheitskämpfern, die gegen die übermächtigen, selbstsüchtigen Unterdrücker kämpfen und normalerweise sind wir auch nicht der Meinung, dass Macht vor Recht geht. Wir beschweren uns ja auch fortwährend und völlig zu Recht über so ziemliche alle anderen Menschen, die ihre Macht gegenüber Schwächeren missbrauchen. Jedenfalls dann, wenn wir uns als die Opfer fühlen und von der Unterdrückung nicht selbst profitieren.
Außerhalb von Filmen sind wir aber selbst diese Unterdrücker. Und nur wenige Menschen setzen sich für die Unterdrückten ein – in diesem Fall die nichtmenschlichen Tiere. Sieht man, dass Menschen von anderen Menschen, die ihre Macht missbrauchen, unterdrückt werden, ist das Gefühl dass das Unrecht ist, meistens noch stärker ausgeprägt, weil man sich mit diesen Opfern eher identifizieren kann. Auch da sympathisiert man mit den Opfern und lehnt Willkür der Mächtigen ab. Wenn man sich selbst in der Machtposition befindet, erscheint willkürliche Machtausübung aber eben leider oft als probates Mittel und wird nicht hinterfragt, weil man sich dann einredet, dass es so, wie es ist, auch sein soll. Es gibt aber keinen vernünftigen Grund – und es wäre auch ziemlich arrogant – anzunehmen, dass keine Wesen existieren können oder werden, die dem Menschen in seiner aktuellen Form vollständig überlegen sind. Ob das nun beispielsweise hypothetische Aliens, genetisch verbesserte Übermenschen, Cyborgs oder oder auch künstliche Intelligenzen sind, sei dabei einfach mal dahin gestellt. Und wenn solche Wesen existieren oder selbst, wenn wir einfach nur der Willkür anderer Menschen in einer Machtposition ausgeliefert sind, können wir uns nur wünschen, dass deren Ethik eher der von Veganern und Antispeziesisten als der von einer Ideologie mit so einer Macht-gibt-Recht-Überzeugung entspricht. Und wir sollten hoffen, dass diese nicht damit argumentieren, dass sie nun mal in der Nahrungskette über uns stünden und dass man DARF weil man KANN.

Vielleicht wäre es klüger zu sagen, dass nicht die Fähigkeit zu gewaltfreiem Handeln entwickelt haben, um Willkür mit schlechten Witzen zu rechtfertigen.

Hey Veganer, Ihr seid radikal!

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Oft werden Veganer als „radikal“ bezeichnet. Das auf zweierlei abzielen:
Zum Einen den konsequenten und gänzlichen, also „radikalen“ Verzicht auf sämtliche Tierprodukte -was also auf alle Veganer zutreffen würde
und zum Anderen das überzeugte und engagierte Auftreten wen sie die Hintergründe ihrer Konsumentscheidung erläutern oder etablierte Handlungen als unethisch kritisieren und diese ändern wollen.

Der Begriff ist aber recht vage und viele Menschen könnten ihn vermutlich gar nicht so leicht definieren, denn oft drückt er eher so eine Art negatives Empfinden aus. Man hat da wohl Umschreibungen wie „rücksichtslos“, „gewaltsam“, „militant“ oder „extremistisch“ im Hinterkopf und umgangssprachlich wird das Wort oft so verwendet.
Auch wenn man so etwas damit ausdrücken wollte, ist die Aussage, dass Veganer radikal sind aus einem anderen Grund durchaus zutreffend denn der Begriff stammt vom lateinischen Wort Radix ab, was Wurzel bedeutet.

Radikal bedeutet etwa, dass man versucht, Probleme an der Wurzel anzugreifen und von dort aus möglichst umfassend, vollständig und nachhaltig zu lösen, statt zu versuchen, Auswüchse zu beschneiden oder zu beschönigen. Und es heißt, etwas von Grund auf anders zu machen statt nur Detailänderungen anzustreben.
Und viele Veganer streben grundlegende gesellschaftliche Änderungen an – insbesondere im Umgang mit Tieren, ökologischen Ressourcen und den Auswirkungen, die unser tägliches Konsumverhalten auf die Umwelt hat.
Aber da Menschen wenig so ungern tun, wie sich zu ändern ist das wohl auch ein Grund dafür warum dieser Begriff oft so negativ verwendet wird. Ob etwas, das radikal betrieben wird, gut oder schlecht ist, steckt im Begriff selbst noch nicht drin. Jemandem, der „radikal“ – also GRUNDSÄTZLICH und KATEGORISCH – Gewalt gegenüber Mitmenschen vermeidet, ablehnt und zu verhindern versucht, würden wir das sicher nicht zum Vorwurf machen.
Keine Tiere zu essen ist in der Tat für viele Menschen etwas radikal anderes als die omnivore Ernährung die ihnen beigebracht wurde.
Und sicherlich kann man darüber diskutieren wie man Menschen möglichst nicht überfordert und Abwehrreaktionen vermeiden kann. Das heißt aber nicht, dass radikale Änderungen per se schlecht oder unnötig sind.
Weitermachen wie bisher können wir jedenfalls nicht und halbherzige Lippenbekenntnisse und kosmetische Alibi-Handlungen werden uns auch nicht weiterhelfen denn unsere zahlreichen großen Probleme sind auch nicht nur oberflächlich sondern meist tief verwurzelt.

Hey Veganer, Fleisch hat uns intelligent gemacht!

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Zur Rechtfertigung des Fleischessens wird oft argumentiert, dass Fleisch für unser Hirnwachstum verantwortlich war.
Die Frage warum Menschen sich so entwickelt haben, ist aber bei weitem noch nicht so eindeutig geklärt wie viele Menschen das wohl glauben und wird leider oft extrem vereinfacht beantwortet. Meist eben damit, dass es am Fleischessen lag. Inzwischen gehen auch viele Wissenschaftler zunehmend davon aus, dass Jagd und Fleischkonsum für die Evolution des Homo sapiens weit weniger wichtig gewesen sind, als oft angenommen.

Wenn Fleischkonsum allein ein entscheidender Faktor gewesen wäre, wären wohl die Krokodile die die dominante Spezies. Aber deren Hirne sind vergleichsweise klein obwohl sie ausschließlich Fleisch fressen. Und auch viele Dinosaurier waren reine Fleischfresser und existierten für hunderte Millionen Jahre ohne eine Intelligenz wie die unsere zu entwickeln. Hingegen gelten manche pflanzenfressende Spezies wie Gorillas oder Elefanten als besonders intelligent. Neandertaler haben nach unserem Wissen wesentlich mehr Fleisch gegessen als unsere direkten Vorfahren. Dennoch gibt es keinen Hinweis darauf dass sie intelligenter waren. Jedenfalls sind sie ausgestorben.
Es gab wohl zahlreiche Ursachen dafür, dass das menschliche Hirn leistungsfähiger wurde. Zunächst mal muss dafür natürlich eine Notwendigkeit und Nützlichkeit bestehen. Die Evolution sortiert nutzlose Fähigkeiten aus. Wir bilden uns viel auf unsere Intelligenz ein aber Intelligenz ist -vielleicht muss man sagen leider- längst nicht immer ein Wettbewerbsvorteil. Sie ist nicht das Ziel der Evolution und sie ist auch nicht die Trophäe des Siegers. Die Notwendigkeit für mehr Hirnleistung ergab sich wohl unter anderem aus den den komplexen Sozialstrukturen unserer Vorfahren die dies erforderlich machten bzw. die davon profitierten. Beispielsweise erlangte man durch Tauschhandel und komplexe Zusammenarbeit deutliche Vorteile für die gesamte Gruppe. Aber dazu muss man sich unter anderem auch merken, welches Gruppenmitglied etwa ein Faulpelz oder beim Tauschen unfair ist.
Auch Großmütter könnten dabei eine entscheidende Rolle gespielt haben. Der Mensch ist nämlich das einzige Tier deren Weibchen so etwas wie Wechseljahre haben. Dadurch gibt es bei Menschen die Großmütter die sich selbst nicht mehr fortpflanzen aber dafür beispielsweise Nahrung beschaffen konnten und auf den Nachwuchs aufpassten. Diese speziellen und komplexen sozialen Strukturen sind laut einer These ein entscheidender Grund dafür gewesen, dass unser geistige Leistungsfähigkeit zugenommen hat. Speziell bei größeren Gruppen ist dafür eine beträchtliche Hirnleistung erforderlich.

Ein weiterer Aspekt der hohe Hirnleistung belohnte, waren die schnellen Wechsel in Lebensbedingungen die beispielsweise durch rapiden Klimawandel verursacht wurden. Oder anders ausgedrückt: Menschen haben sich entwickelt um mit Unsicherheiten umgehen zu können.
Was uns zudem von anderen Affenarten unterscheidet und was unsere Evolution wahrscheinlich maßgeblich beeinflusst hat, ist unser Speichel. Dieser, sowie das Sekret der Bauchspeicheldrüse enthalten das Enzym Amylase. Das Gen für diese Substanz kommt beim Menschen in mehrfacher Ausführung vor und die Kopien sind auch sehr alt. Amylase verbessert die Verdauung von Stärke beträchtlich. Dank dieser kann der Mensch heute beispielsweise sogar Kartoffeln enzymatisch aufspalten. Und stärkehaltige Lebensmittel sind oft deutlich länger haltbar als Fleisch. Zusammen mit der Erfindung des Kochens war das möglicherweise ausschlaggebend oder zumindest ein wichtiger Punkt für das starke Wachstum des Gehirns und hat zur schnellen geografischen Ausbreitung der Menschen beigetragen, denn die kontrollierte Nutzung des Feuers war etwas, was bis dahin nicht existierte und was bei der Entwicklung des Menschen eine wichtige, wen nicht gar die wichtigste Rolle gespielt haben dürfte. Die Nutzbarmachung des Feuers verschaffte uns viele Vorteile wie die Möglichkeit viele potentielle Nahrungsmittel zu garen und damit wesentlich effektiver verdauen zu können. Ein Großteil der Körperenergie die durch Verdauung „verbraucht“ wurde, konnte dadurch eingespart werden und stand für das Gehirn zur Verfügung.
Dass wir auch Fleisch verwerten konnten, kann uns durchaus das Überleben ermöglicht haben und es ist möglich, dass durch zusätzliche Energie, Reserven für unser Gehirn zur Verfügung standen. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Fett eine Rolle gespielt haben könnte. Für den hohen Energiebedarf des Gehirns benötigt man Glucose. Neuronen sind im Gegensatz zu anderen Zellen ausschließlich auf Glukose und Sauerstoff angewiesen aber sie haben einen doppelt so hohen Energiebedarf. Glucose kommt aber hauptsächlich in Pflanzen vor. Fett kann der Körper im Bedarfsfall unter hohem Energieaufwand zu Glucose umbauen. Das ist aber mit anteilmäßigen 6% extrem ineffizient und verlustreich. Allerdings lässt sich Fett besser speichern als Glucose. In diesem Zusammenhang hat wohl auch der aufrechte Gang eine große Rolle gespielt. Dadurch konnten Menschen Fett besser ANLAGERN als andere Tiere und damit mehr Energie speichern. Fett selbst verbraucht wenig Energie, ist aber hinderlich bei der Fortbewegung. Beim aufrechten Gang allerdings deutlich weniger. Aber der aufrechte Gang brachte natürlich noch andere Vorteile. Vor allem hatten die Menschen dadurch auch die Hände frei. Das ermöglichte unter anderem die Nutzung von Werkzeugen was viele Vorteile brachte aber auch eine höhere Hirnleistung begünstige wodurch sich Werkzeugnutzung und Intelligenz vermutlich gegenseitig verstärkten. Die koordinierte Jagd könnte dementsprechend ebenfalls dazu beigetragen haben, aber nicht unbedingt nur, weil man dadurch am Ende Fleisch erhält, sondern weil die intelligente Koordination unter den Jägern einen Wettbewerbsvorteil darstellen kann und die Erfolgsaussichten erhöht. Daraus kann man aber auch nicht automatisch schließen dass der KONSUM von Fleisch direkt zum Wachsen des Gehirns führt, da auch der Vorgang des Jagens zur Entwicklung beigetragen hätte und nicht unbedingt nur der Verzehr des Erjagten selbst. Das Eiweiß im Fleisch wird oft auch zum alleinigen Auslöser unseres Hirnwachstums erklärt. Es könnte auch eine Rolle gespielt haben. Aber ob es eine absolut notwendige Rolle war, ist zumindest umstritten.
Es ist wohl so, dass sich viele Faktoren gegenseitig bedingt haben aber Korellation bedeutetet nicht Kausalität. Das heißt, man kann nicht einfach ein Ereignis zur Ursache erklären und ein anderes zur Wirkung nur weil die beiden gemeinsam oder zeitnah auftreten. Dass der Mensch auch Fleisch gefressen hat, ist wohl zumindest AUCH ein Resultat -weil er es aufgrund seines Hirns kann -und nicht einfach so monokausal die Ursache für unser Hirnwachstum. Dass der Mensch zum Jagen auf Waffen zurückgreifen muss, liegt daran dass er rein physiologisch betrachtet in erster Linie einem Frugivoren, also einem Fruchtfresser entspricht. Darauf deutet unter anderem auch die Tatsache hin, dass Menschen die Fähigkeit Vitamin C zu produzieren verloren haben. Dies kann evolutionär nur geschehen wenn diese überflüssig wird, was wiederum bedeutet, wir müssen es in ausreichenden Mengen regelmäßig aufgenommen haben. Da Vitamin C aber hauptsächlich in Pflanzen vorkommt und der Mensch einen recht hohen Bedarf hat, kann man daraus schließen dass wir im Wesentlichen große Mengen von Pflanzen gefressen haben. Fleischfresser und auch die meisten anderen Tiere können, im Gegensatz zu uns Vitamin C selbst bilden. Der Mensch hat durchaus die Möglichkeit auch Fleisch zu verwerten und dass unsere Vorfahren waren wohl auch keine Vegetarier. Sie haben alles genutzt, was ihnen Vorteile brachte und das Überleben ermöglichte. Aber etwas zu können, heißt nicht, es zu müssen oder – unter ethischen Gesichtspunkten: es zu dürfen. Zudem waren Frühmenschen weltweit verbreitet und lebten in sehr unterschiedlichen Habitaten mit sehr unterschiedlichen Nahrungsangeboten. Manche lebten sehr fleischlastig, andere wohl praktisch vegetarisch. Ein Vorteil des Menschen war eben seine Anpassungsfähigkeit.
Eine kognitive Leistungsfähigkeit wie die unsere gab es bis dahin noch nicht. Aus EINEM Messwert kann man aber keine Statistik machen und auch keine sinnvolle Prognose für die Zukunft, speziell dann nicht wenn die Situation eine völlig andere ist. Es wäre wohl ziemlich gewagt, zu behaupten, dass ein Hirnwachstum wie das unsere nur mit Fleisch passieren kann weil es in dem einen und ersten Fall eben möglicherweise damit in Verbindung stand. Und wer sagt, dass eine andere Spezies an unserer Stelle nicht vielleicht sogar wesentlich weniger dumme Dinge tut, denn wenn man sich umsieht was unsere Spezies anstellt, und wie skrupellos wir mit unseren Mitlebewesen und unserer eigenen Lebensgrundlage umgehen, dann muss man sich doch wirklich fragen ob ein Außenstehender so etwas intelligent nennen würde.

Nun sind die möglichen Ursachen für unsere Intelligenz vielleicht sehr interessant aber es spielt in diesem Zusammenhang nicht wirklich eine Rolle. Selbst wenn es so gewesen sein sollte, dass der Fleischkonsum entscheidend zum Wachstum des menschlichen Hirns beigetragen hat, kann man daraus nicht einfach Handlungsweisen für uns ableiten und ethisch rechtfertigen.
Wenn man das tut, handelt sich um einen naturalistischen Fehlschluss: Weil es zu einer Handlung äquivalente Verhaltensweisen in der Natur gibt, folgt daraus keineswegs das dieses Verhalten automatisch ethisch gerechtfertigt ist, zumal wir viele anderen unnatürlichen Dinge ablehnen oder unethisch finden. Eine durchschnittliche Lebenserwartung von 30 Jahren und eine hohe Kindersterblichkeit waren für unsere Vorfahren völlig natürlich. Trotzdem protestiert niemand, dass unsere derzeitige Lebenserwartung von 80 Jahren unnatürlich hoch sei und das so schrecklich viele Kinder ihr erstes Lebensjahr überleben. Ebenso wenig lässt sich eine Handlung ohne weiteres damit rechtfertigen, dass das schon immer so gemacht wurde oder dass es uns unter bestimmten Umständen vielleicht Vorteile brachte. Und wenn man sich darauf beruft, dass unsere Vorfahren früher wohl Fleisch gegessen haben, ist es zudem recht unredlich dann doch wieder wählerisch zu sein und selbst zu bestimmen. Diese aßen schließlich nicht nur das Muskelfleisch, sondern insbesondere auch rohe Innereien und von Raubtieren übrig gelassene Kadaver bei denen man das Mark aus den Knochen kratzen konnte. Die Großwildjagd hat nach aktuellem Kenntnisstand wohl nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Wichtiger waren wohl Tiere wie Frösche, Schnecken, Würmer. Aas vertragen wir nicht gut aber vor allem die Maden aus Aas sollen wohl für unsere Vorfahren eine nicht unerhebliche Nahrungsquelle gewesen sein.

Wir leben aber jetzt unter fundamental anderen Bedingungen. Es ist nicht sinnvoll das alles aufs Hier und Jetzt zu übertragen, denn wir haben uns bereits so entwickelt, und werden uns durch das Weglassen von Fleisch nicht zurückentwickeln, oder durch vermehrtes Fleischessen klüger werden. So funktioniert Evolution nicht. Schon gar nicht beim Menschen der sich von der natürlichen Auslese ohnehin ziemlich abgekapselt hat. Zudem haben wir heute hier bei uns ganzjährig eine umfassende Nahrungsauswahl, sind auf Fleisch überhaupt nicht angewiesen und können alle benötigten Nährstoffe wie etwa Eiweiß auch aus vielen pflanzlichen Quellen beziehen. Und selbst die meisten Veganer nehmen noch deutlich mehr Eiweiß auf als benötigt und empfohlen und sind im Schnitt näher an den empfohlenen Richtwerten.
Auch das Feuer haben wir schließlich mittlerweile an fast allen Stellen durch andere bessere Dinge ersetzt obwohl es wohl damals der vielleicht wichtigste Faktor unserer Entwicklung war.
Wenn man schon stolz auf die eigene Intelligenz ist, dann sollte man diese auch sinnvoll einsetzen. Mit seinem Hirn hat der Mensch auch eine Verantwortung für seine Handlungen erhalten und kann sich nicht einfach mit Steinzeitmenschen als moralische Vorbilder rechtfertigen, wenn es gerade bequem ist. Die Technologie des 21. Jahrhunderts und eine steinzeitliche Ethik sind eine ganz schlechte Kombination.
Evolutiv erfolgreich sind auf Dauer nicht prinzipiell die stärksten, schnellsten oder klügsten. Es sind die die sich am besten an die aktuellen Umstände anpassen. Unsere sind völlig andere als die unserer Vorfahren. Darauf zu verharren, was unsere Vorfahren irgendwann mal unter völlig anderen Umständen getan haben, ist das Gegenteil von Anpassung und von Evolution. Fleischessen hat vielleicht unseren Vorfahren etwas gebracht, heute hat es fast nur noch negative Auswirkungen. Lebewesen die sich nicht ändern oder anpassen, werden früher oder später dazu gezwungen sein oder sie müssen die Konsequenzen tragen. In unserem Fall tragen die Konsequenzen leider auch noch andere. Evolution passierte nicht nur von damals bis jetzt, sondern gilt auch von heute bis morgen.
Viel wichtiger als die Frage wie der Mensch sich entwickelt hat, ist doch wohin er sich entwickeln wird und sollte. Wir sind in der einmaligen Position unsere Entwicklung selbst beeinflussen zu können. Und besonders wichtig ist für uns, uns moralisch weiterzuentwickeln. Und DIESE Evolution wird nicht durch Fleischessen zustande kommen.

Hey Veganer, Ihr seid extremistisch!

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Wir alle mögen ja Menschen mit Prinzipien. Solange uns diese Prinzipien nicht unbequem sind. Dann nennt man Konsequenz nämlich oft Extremismus. Um als religiöser Extremist bezeichnet zu werden, muss man jemanden für seine Überzeugung töten oder etwas in der Richtung. Um als veganer Extremist zu gelten muss man das Gegenteil tun: Man muss eigentlich nur deutlich äußern, dass man entschieden gegen Gewalt und Töten ist oder versuchen, diese zu verhindern.

Oft hört man beflissenes und überzeugtes „Extremismus ist nie gut.“ Das sagt aber einiges über unsere Konditionierung. Sicher ist das verständlich, denn wenn man den Begriff hört, denkt man wohl an Taliban, ISIS, Neonazis und so weiter. Und dort geht es unter anderem um extremistische Gewalt. Beim Veganismus ist das Gegenteil der Fall. So verallgemeinern kann man das also nicht. Und wenn man darüber nachdenkt, sollte man erkennen, dass „extrem“ relativ und kontextabhängig ist. Ohne Kontext ist es nur eine Worthülse. Was wir als extrem empfinden, hängt stark von unserer aktuellen Weltanschauung und unserer Situation ab.
Extrem bedeutet etwa so viel wie „außerordentlich, besonders“. Wir sind darauf konditioniert, darunter etwas negatives zu verstehen aber wenn man extrem oder „extremistisch“ einfach mal durch „außerordentlich“ ERSETZT, klingt das nämlich schon ganz anders.
Weil wir Menschen uns verständlicherweise oft an unser Weltbild und unsere Gewohnheiten klammern, empfinden wir das was „außerordentliche“ Veränderungen mit sich bringen könnte, oft als Bedrohung und reagieren abwertend und empfinden daher auch vieles was uns extrem erscheint, als negativ. Aber Etwas kann auch extrem schön, extrem vielseitig, extrem hilfreich oder extrem wichtig sein. Oder eben extrem brutal, extrem gleichgültig, extrem ungerecht. Es kommt also immer darauf an WAS extrem ist. Beim Veganismus geht es unter anderem um Gewaltfreiheit und den Versuch auch empfindungsfähige Lebwesen die NICHT zu unserer Gruppe gehören, gerecht zu behandeln.
Gegenteile von extrem sind gemäßigt, durchschnittlich, normal. Aber während „außerordentlich“ nicht automatisch schlecht bedeutet, bedeutet „normal“ nicht automatisch gut.
Normal ist was eben der Norm entspricht. Und eine Norm ist eine Festlegung. Festlegungen können selbstverständlich falsch und schlecht sein. Und normal wird immer das, was die meisten tun. Die Menge der Menschen die eine Ansicht vertreten, sagt nichts darüber aus ob diese Ansicht gut oder richtig ist.
Wenn zwei konträre Ansichten existieren, heißt das nicht, dass das Wahre oder Richtige zwangsläufig irgendwo in der Mitte liegt, auch wenn das natürlich oft so ist. Eine Aussage kann vollkommen richtig und die entgegengesetzte kann vollkommen falsch sein. Und ein teilweise richtig ist trotzdem meistens eher falsch. Und ähnlich sieht es auch bei ethischen Überzeugungen aus. So kann man beispielsweise nicht sagen, dass Diskriminierung von Homosexuellen „egal“ ist weil es Menschen gibt die extrem dafür und welche die extrem dagegen sind. Und es macht auch gelegentliche, bewusste, humane Diskriminierung nicht automatisch richtig weil „Extremismus vermeintlich nie gut ist und man ein gesundes Mittelmaß finden sollte“. Manchmal liegt das richtige Maß bei Null.
Was wir mit den Tieren und unserer Umwelt anstellen, ist jedenfalls viel „extremer“ als der Veganismus.
Extrem ist es, jährlich 70 Millarden Tiere zu töten. Extrem ist es wie wir Fleisch produzieren, wie wir mit Tieren umgehen. Extrem ist es wie wir unseren Planeten ausbeuten. Auch die Auswirkungen unserer Lebensweise auf Menschen in Entwicklungsländern kann man extrem nennen, extrem verheerend.
Und extrem ist es auch wie wir versuchen das zu ignorieren, zu leugnen zu rechtfertigen und statt dessen andere anzuprangern.
Auf Tierprodukte zu verzichten, mag von unserem Standpunkt aus extrem erscheinen. Aber für unsere Zukunft ist das beiweitem noch nicht ausreichend und noch lange nicht extrem genug. Und je länger wir weitermachen wie bisher um so extremer werden die Maßnahmen sein die deswegen erforderlich sind oder die Zustände mit denen wir dann aufgrund unseres „gemäßigten“ Handelns konfrontiert sein werden. Ein paar direkte Veganer werden dann im Vergleich überhaupt nicht mehr extrem erscheinen. Unser größtes Problem sind nicht die Menschen die etwas extrem anders machen wollen sondern vieles von dem was bei uns „normal“ ist.