Hey Veganer, das ist nur so ein Trend!

Transkript

 
Wenn man die Leute fragt, aber vor allem auch, wenn man sie nicht fragt, dann äußern die in der Regel sehr interessante Meinungen über den Veganismus. Demzufolge scheint dieser nämlich sehr paradox. Er ist beispielsweise eine Art quasireligiöser Fanatismus, gleichzeitig aber auch nur so ein Trend von Leuten ohne festen Standpunkt und naive Mitläufer. Und er hat schon seit Jahrzehnen die Eigenschaft in ein paar Jahren eh wieder vorbei zu sein.

Ein Trend ist grundsätzlich erst mal nur eine Entwicklung und Veränderung. Und das ist der Veganismus auf jeden Fall. Die Zahl der Veganer nimmt immer weiter zu und auch die Zahl der veganen Produkte wächst stetig.
Aber umgangssprachlich wird mit „nur ein Trend“ etwas gemeint, von dem man sicher ist, dass es eh bald wieder vorbei ist, also eben eine Modeerscheinung.
Aber die Vegan Society wurde bereits 1944 gegründet und es wirkt halt schon etwas merkwürdig, wenn man 75 Jahre nachdem allein das Wort definiert und etabliert wurde, noch von „nur so ein Trend“ spricht, -weil man erst vor kurzem davon gehört hat.
Die Gemeinschaft um den Philosophen Pythagoras lehnte den Verzehr alles „Beseelten“ ab. Das was man heute Vegetarismus nennt, geht also sogar mehr als 2500 Jahre zurück. Der Veganismus ist die konsequente und moderne Weiterentwicklung einer solchen Überzeugung. Beim Veganismus beschränkt sich die Berücksichtigung tierischer Interessen nicht auf die Ernährung und sie basiert auf viel konkreter formulierten Grundlagen wie den Interessen und Bedürfnissen empfindungsfähiger Lebewesen.
Aber wenn man den Veganismus als so eine Modeerscheinung ansieht, macht man es sich natürlich einfach.
Für viele Fleischesser fühlt sich der der Veganismus unangenehm an. Er ist unter anderem etwas, das die eigene Lebensweise in Frage stellt und auf gewisse Weise die eigene Identität bedroht, da das Fleischessen identitätsstiftend ist. Fleisch zu essen ist etwas, das man selbst und die meisten Menschen die man kennt, schon immer getan haben und das man immer für normal und richtig gehalten hat -oft ohne wirklich darüber nachzudenken. Aber Veganer lehnen Tierausbeutung ab, weil sie das für unethisch halten. Sie weisen auf die Gewalt dahinter hin und machen die unangenehmen Hintergründe und Zusammenhänge sichtbar. Da möchte man natürlich, dass sie Unrecht haben und dass das bald wieder vorbei ist. Der Veganismus und seine Konsequenzen sind etwas, womit man sich eigentlich gar nicht auseinandersetzen will. Da ist es einfacher, reflexhaft mit Spott, Witzen, Herabwürdigung oder eben mit Kleinreden zu reagieren. Und wenn man den Veganismus als „nur so ein Trend“ abtut, muss sich nicht weiter damit befassen und das alles auch nicht ernst nehmen. Modetrends muss man nicht mitmachen. Wenn man sich einredet, dass etwas, das die anderen tun, nur ein Trend ist bei dem man nicht mitmacht, sieht man sich selbst zudem sogar als selbstsicher, nicht so leicht manipulierbar und individuell – obgleich man damit ziemlich genau dem Mainstream folgt und nur das tut, was alle schon immer seit Anbeginn der Menschheit getan haben.

Natürlich gibt es auch immer mal wieder neue Essenstrends. Paleo, vermeintliche Superfoods, glutenfrei und so weiter. Die Motivation für diese ist aber in der Regel, dass sie von den Vertretern für gesund gehalten werden. Und natürlich hat man auch bei einer ordentlichen veganen Ernährung beachtliche gesundheitliche Vorteile und für manche ernähren sich auch aus diesem Grund pflanzlich. Aber das ist nicht der eigentliche Beweggrund dahinter. Der Veganismus ist – und war immer schon – mehr als eine Ernährung. Veganismus ist keine Modeerscheinung, sondern die bewusste Entscheidung sich von schädlichen und als unethisch angesehen Traditionen zu lösen. Es ist die Weiterentwicklung unserer Ethik. Diese hat sich bisher immer weiter entwickelt. Es ist ungefähr so eine „Mode“ wie die Ächtung von Sklaverei oder die Gleichberechtigung von Frauen. Oder wie Empathie, Gerechtigkeitssinn, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl im Allgemeinen. Ja, vielleicht sind solche Dinge leider für manche auch nur ein Trend und für einige noch nicht einmal das. Und es gibt natürlich auch immer Kräfte, die versuchen, solche Entwicklungen umzukehren. Aber nur weil etwas der eigenen Wahrnehmung nach vermeintlich neu ist, heißt das nicht, dass das auch bald wieder vorbei sein wird. Bei solchen orakeligen „Das weiß man einfach“-Prognosen die auf keine wirklich sinnvollen empirischen Daten zurückgreifen können, ist wohl viel mehr der Wunsch der Vater des Gedankens.
Veganismus ist keine Lifestyle-Entscheidung und keine persönliche Vorliebe. Es geht um die fundamentalen Rechte fühlender Lebewesen nicht benutzt, besessen, versklavt, ausgebeutet und für uns Objekte von Annehmlichkeiten und Bequemlichkeit zu sein. Es geht um Gerechtigkeit.
Veganismus für eine Moddererscheinung zu halten, ist jedenfalls nur so ein Modeerscheinung.

Hey Veganer, ihr könnt eh nichts ändern!
Hey Veganer, "die Kinder in Afrika" wären froh, wenn sie Fleisch hätten!