Hey Veganer, ihr habt früher selbst Fleisch gegessen!

Transkript

Vielen Kindern wird ja beigebracht, dass es falsch ist, schwächeren und wehrlosen Schaden zuzufügen und dass auch Tiere ein Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit haben. Nun gibt es aber zunehmend Eltern, die es wieder übertreiben müssen, und die ihren Kindern die absurde Idee vermitteln, dass das auch für leckere Tiere gelten soll. Dementsprechend nimmt die Anzahl der Menschen zu, die seit ihrer Geburt vegan leben.
Ein Großteil der vegan lebenden Menschen hat sich aber derzeit noch selbst irgendwann später bewusst für diese Lebensweise entschieden und lebte also nicht von Geburt an vegan.
Manche Menschen versuchen, das gegen die entsprechenden Veganer zu verwenden, wenn diese Tierausbeutung kritisieren und rechtfertigen sich damit, dass besagte Veganer früher selbst Fleisch gegessen hätten. Das spielt aber in diesem Kontext keine Rolle.
Natürlich kann man grundsätzlich kritisieren, wenn jemand Kritik am Verhalten anderer Personen übt, dabei jedoch selbst vergleichbar handelt und auch nicht die Absicht hat das zu ändern. Das kann dann durchaus auch berechtigte Kritik am Charakter der entsprechenden Person sein. Aber hier wird Kritik mal wieder mit Gegenkritik zu kontern versucht und der Fokus wird quasi von der Sache auf den Kritiker zurück gelenkt und es wird direkt auch noch ein Vorwurf von Heuchelei mitgegeben. Im Grunde wird versucht zu argumentieren, dass die entsprechenden vegan lebenden Menschen quasi kein Recht hätten, andere fürs Essen von Tieren zu kritisieren.
Ob die Kritik einer Handlung gerechtfertigt ist, hängt aber nicht davon ab, ob andere das auch schon getan haben.

Wenn diese “Hast-du-früher-auch-gemacht-Rechtfertigung” eine valides Gegenargument wäre, würde das bedeuten, dass der kritisierende Wahlveganer nur mal kurz einen Geburtsveganer ans Telefon holen müsste, damit dieser die Kritik nochmal wortwörtlich wiederholt und diese dann plötzlich ein ganz anderes Gewicht haben würde und man diesen zugestehen muss, dass ihre Kritik gerechtfertigt ist und woraus folgt, dass der kritisierte Nichtveganer nach seiner eigenen Logik folglich mit dem Essen von Tieren aufhören müsste. Dass das nicht passieren wird, wird niemanden überraschen. Viel wahrscheinlicher ist, dass stattdessen zum nächsten Argument gesprungen wird. Und das zeigt, dass es eben kein Einwand von argumentativen Wert ist, sondern ein Ablenkungsmanöver.
Zudem würde aus dieser “Logik” folgen, dass bewusste, selbst getroffene Entscheidungen weniger wert sind als anerzogenes Verhalten. – und das obwohl doch so viele Fleischesser deutlich zu verstehen geben, dass sie selbst ja ganz “bewusst” Fleisch essen und viele sogar der Meinung sind, dass es Indoktrination sei, wenn vegane Eltern ihre Kindern diese unbequeme konsequente Gewaltfreiheit anerziehen möchten.

Mal wieder ein Beispiel:
Es gibt Personen, die durch betrunkenes Autofahren andere Menschen geschädigt haben und die sich jetzt, gerade auch deshalb, gegen Alkohol am Steuer engagieren.
Ich hoffe, dass kein vernunftbegabter Mensch auf die Idee kommen würde, sie dafür zu kritisieren und zu argumentieren, dass ihre Appelle deshalb weniger wert seien. Oftmals bringt man solchen Menschen sogar aufgrund ihrer Einsicht noch eine gewisse zusätzliche Hochachtung entgegen, statt sie der Heuchelei zu bezichtigen. Zudem würde man wohl sogar aufgrund der persönlichen Erfahrung von einer erhöhten Kompetenz der Person in der Thematik ausgehen. Und niemand würde wohl argumentieren, sie hätte nicht das Recht gegen Alkohol am Steuer zu argumentieren, weil sie früher selbst alkoholisiert gefahren ist. Denn es geht um die Sache als solches. Nicht um einzelne Personen. Und so sieht es auch bei Gewalt an Tieren aus. Es ist nicht mal nötig um aufzuzeigen, dass das keine valide Argumentation ist. Aber man kann auch hier argumentieren, dass ein Ex-Fleischesser die Situation kennt und dass seine Kritik am Fleischkonsum dadurch zusätzlich fundiert sein kann. Dies ist ebenfalls keine zwingende Voraussetzung für die Richtigkeit seiner Aussagen oder die Legitimität seiner Kritik, doch gerade am vorangegangenen Beispiel würde man dies wohl so empfinden.
Wenn es um etwas geht, dass einem nicht passt -wie hier um den Veganismus- beurteilen viele Menschen das jedoch ganz anders. Und nicht selten machen Menschen auch das komplette Gegenteil zum Argument. Argumentiert jemand der niemals Tierprodukte konsumiert hat gegen den Konsum von Tierprodukten, wird ihm zuweilen die Kompetenz dafür abgesprochen, da sie das dann vermeintlich gar nicht beurteilen könnten. Hat er früher mal Tierprodukte gegessen, wird das aber ebenfalls gegen ihn verwendet. Ein analoges Beispiel sind Wissenschaftler oder Experten, die sich für den Veganismus aussprechen. Leben diese selbst vegan, wird die Gültigkeit ihrer Aussagen aufgrund vermeintlicher Befangenheit und fehlende Objektivität abgestritten. Leben sie nicht vegan, wird die Gültigkeit ihrer Argumente aufgrund vermeintlicher Heuchelei und Inkonsequenz abgestritten, wodurch letztlich jegliche Kritik abgeschmettert werden kann, ohne sich mit ihr zu befassen oder sie zu widerlegen. Beides hat dementsprechend keine haltbare argumentative Grundlage da der Angriff auf eine Person und der Verweis auf deren vermeintliches Verhalten die Gültigkeit ihrer Aussagen nicht beeinflussen. Der Einwand „Du hast doch früher selbst Tiere gegessen.“ ist also ziemlich wertlos. -außer man fügt daran an: kannst du mir helfen, auch damit aufzuhören?

Hey Veganer, eure Handys sind nicht vegan!